Dein Bauch sagt Biologie, dein Kopf tendiert zu Ius und deine Noten würden dir Englisch empfehlen? Die Studienfachwahl bereitet Maturanden oft Kummer: Was, wenn ich das Falsche wähle? Gibt es überhaupt richtig oder falsch? Wie wähle ich am besten aus? Der Entscheidungsforscher Dr. Renato Frey von der Universität Basel erklärt mir, wie man bessere Entscheidungen trifft.
Sich entscheiden – was bedeutet das eigentlich?
Für gewöhnlich verfolgt man bei einer Entscheidung mehrere Ziele. Beim Studienfach sind das zum Beispiel das persönliche Interesse am Fach, die Berufsaussichten vielleicht so etwas wie die Aufrechterhaltung einer familiären Berufstradition. Die unterschiedlichen Optionen bei der Studienfachwahl erfüllen die eigenen Ziele bzw. Wünsche verschieden gut. Sie stehen also im Konflikt zueinander und genau das ist es, was Entscheidungen schwierig macht. Der Fachbegriff für dieses Problem lautet multiattributives Entscheidungsproblem.
Bauchgefühl oder mit Struktur – wie entscheide ich am besten?
Die einen raten dir eine Liste zu erstellen, die anderen, dich spontan zu entscheiden. Doch was ist jetzt der richtige Weg?
Renato Frey schlägt vor, Intuition und Analyse zu verbinden. Das könnte zum Beispiel so aussehen: Du erstellst dir eine Pro- und Contraliste – und zwar bezüglich der Ziele, die du verfolgst. Die Liste ermöglicht dir zu sehen, welche Fächer du bereits ausschliessen kannst, welche in deine engere Auswahl fallen und für welche du noch nicht genügend Informationen gesammelt hast. Deshalb ist es wichtig, diesen Entscheidungsprozess möglichst früh zu beginnen. Dann bleibt genügend Zeit für das Einholen fehlender Informationen und damit auch für eine umfängliche Entscheidung zu haben.
«Unterm Strich wird man hier aber noch keine Entscheidung treffen können», meint Renato Frey. In der neueren Entscheidungsforschung empfiehlt man, an dieser Stelle die Liste wegzulegen und einige Tage die Intuition walten zu lassen. Intuition funktioniert eigentlich auf der Basis von Erfahrung. Diese wird bei der Studienfachwahl quasi von der vorangehenden Recherche für die Liste ersetzt. Du hörst also einige Tage auf dein Bauchgefühl, auch wenn sich dieses immer wieder ändert. Danach kannst du die Liste immer wieder hervorholen und gegebenenfalls ergänzen. Vertraut man also sowohl dem Kopf als auch dem Bauch, bildet sich in der Regel nach und nach eine Präferenz heraus.
Angst vor der Wahl des „falschen“ Studienfachs?
Nach jeder Entscheidung ist es wichtig, daran zu denken, dass die Studienfachwahl keine nicht rückgängig zu machende Entscheidung ist. Schlussendlich hat man, solange man sich gut informiert hat, alles für die Entscheidung getan. Wenn das Fach dann doch nicht passt, ist es heutzutage nicht schwierig, wieder zu wechseln. «Man sollte sich von der Illusion lösen, dass mit dieser Entscheidung das ganze Leben beeinflusst wird. Wenn man sich dessen bewusst ist, nimmt das den Druck und die Entscheidung wird leichter.» Falsche Entscheidungen gibt es demnach nicht wirklich. Letztlich lernt man immer dazu und updatet seinen Wissens- und Erfahrungsschatz.
Was tun, wenn man sich gar nicht entscheiden kann?
Um dir zusätzliche Informationen zu holen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Am Donnerstag (7.1.2015) findet der Infotag für Studieninteressierte statt. Hilfe bekommst du auch bei der Studienberatung oder du wagst dich gleich direkt in den Vorlesungssaal. In Vorlesungen zu sitzen und damit effektiv deine Optionen zu erleben, ist eine gute Methode, wenn du gar keine Entscheidung treffen kannst. Dabei kann man auch Studierende höherer Semester befragen.