Zehn Buchempfehlungen für den Sommer

Die Sommerferien nahen. Unter kaltem Schweiss fragst du dich bestimmt bereits, wie du diese ganze freie Zeit ausserhalb der Uni bloss füllen sollst. Kein Grund zur Sorge, denn die UB ist ja noch voller Bücher. Hier seien zehn davon vorgeschlagen. Die meisten davon wurden auf Englisch geschrieben. Wer etwas deutsche Belletristik in die Liste hineinbringen will, darf das gerne in den Kommentaren.

 

DISCLAIMER: Leider befinden sich nicht alle Bücher in der UB.

 

More Brilliant than the Sun – Kodwo Eshun
Beim 1998 geschriebenen Werk More „Brilliant than the Sun“ handelt es sich um ein Sachbuch der ganz besonderen Art. Kodwo Eshun erläutert den Afrofuturismus der modernen Musik und erklärt deren Ursprünge. Dabei erschafft er auf poetische Weise eine ganz eigene Nomenklatur für Musikbewegungen wie Hip-Hop und Techno. Wer das liest, wird elektronische produzierte Musik auf einer neuen Art betrachten.

Der Tastenficker – Christian Lorenz
Die Autobiographie von«Flake», dem Keyboard-Spieler von Rammstein. Im Buch geht es weniger um seine Zeit bei Rammstein als um Punk-Subkulturen in der DDR. Das Ganze ist in einem ganz angenehmen, etwas naiven Schreibstil verfasst.

Carnival – Rawi Hage
Rawi Hage ist die Antwort auf die Frage, wer mein Lieblingsautor ist. Der in Montreal lebende Libanese springt gekonnt zwischen Neorealismus und Surrealismus in einem Schreibstil, den man einfach gelesen haben muss. Seine Geschichten drehen sich meistens aus der Perspektive von (politischen) Flüchtlingen aus dem Nahen Osten.

Turkey’s Kurds: A theoretical analysis of the PKK and Abdullah Öcalan – Ali Kemal Özcan
Wer sich schon immer fragte, was es mit dem ethnischen Widerstand der Kurden der Türkei auf sich hat, findet hier mehr als nur die Antwort auf seine Fragen. Als ich meine Seminararbeit zum Thema schrieb, las ich dieses Buch am liebsten. Der Autor Özcan arbeitet nicht nur die geschichtlichen Hintergründe auf, sondern schematisiert die Strukturen des revolutionären Apparats der PKK und führte wissenschaftliche Befragungen mit deren Anhänger durch.

Tennessee Williams: sein Gesamtwerk.
Lest am besten alles von diesem Bühnenautor, was ihr in die Finger kriegt. Seine weniger bekannten Werke lohnen sich manchmal fast mehr. Da das Setting seiner Drama-Stücke meistens in den Südstaaten der USA ist, passen seine Geschichten ganz gut zu heissem Sommerwetter.

That Smell and Notes from Prison – Sonallah Ibrahim (Hrsg. Robyn Crosswell)
In den Nachwehen des 1952-Militärputsches in Ägypten durch Gamal Abdel Nasser, sammelte das neue Staatsoberhaupt die kommunistischen Intellektuellen seines Landes ein, um sie allesamt einzusperren. Dazu gehörte Sonallah Ibrahim. Im Wüstengefängnis entwickelte dieser seinen neorealistischen, selbstobjektivierenden Schreibstil, der einen krassen Bruch zum überästhetisierten Literaturverständnis dieser Zeit im arabischen Raum darstellte. Sein 1966 veröffentlichtes Werk «That Smell» wurde wegen seiner unverblümten Darstellung der ägyptischen Gesellschaft unter staatlicher Schikane schnell vom Markt genommen und erst zwanzig Jahre später in Marokko wieder veröffentlicht. Im neu herausgegebenen Werk von Robyn Crosswell sind erstmals die Gefängnisnotizen Ibrahims veröffentlicht, die die Genese seines Schreibstils zeigen.

Are Prisons Obsolete? – Angela Y. Davis
Wenn wir schon beim Thema Gefängnis sind: Die afroamerikanische Bürgerrechtlerin und Professorin Angela Y. Davis legt in ihrem Werk dar, wie der industrielle Komplex der Privatgefängnisse in den USA als Folge der aufgehobenen Sklaverei entstand und das amerikanische Strafrechtssystem diktiert. Dabei stellt sie im Sinne einer progressiven Gesellschaft andere Strafsanktionen in Aussicht als die klassische Käfigstrafe. Ein unheimlich spannendes, emotional bewegendes Manifest.

Survivor – Chuck Palahniuk
Chuck Palahniuk ist der Autor von Fight Club und hat einen der prägnantesten Schreibstile unter den zeitgenössischen Autoren. Seine Bücher sind zwar nicht ganz jugendfrei, aber extrem zynisch und unterhaltsam.

The Mighty Dead: Why Homer Matters – Adam Nicolson
Hier mal etwas für die Literaturwissenschaftler. Auf poetische Weise arbeitet sich Nicolson durch die verschiedenen Übersetzungen der homerischen Odysee durch und erklärt warum die Sage einen universellen Nerv der Menschheit trifft. Eine gute Lektüre für besinnliche Stunden.

Doctor Fischer of Geneva or the Bomb Party – Graham Greene
Die Geschichte ist zwar ebenfalls nicht auf Deutsch (oder Französisch), spielt sich aber zumindest in der Schweiz ab. Es geht darin um sehr wenig, aber auch um sehr viel. Die allegorische Geschichte erzählt vom grausamen Zahnpasten-Milliardär Doctor Fischer, der sich von seiner eigenen Tochter entfremdete und an Dinner-Partys seine Frust auf schikanöser Weise gegen die örtliche Oberschicht auslebt. Hinter dem Roman steckt aber eigentlich viel mehr, das ich lieber nicht vorwegnehme. Lesen lohnt sich jedenfalls.

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