Eigentlich war mein Plan, mit dem Zug nach Zell im Wiesental zu fahren und dann, je nach Wetterlage, den Bus bis an den Fuss des Feldbergs zu nehmen. Zell? Wiesental? Feldberg? Klingt alles ganz schön weit weg. Dabei liegt das Wiesental praktisch vor der Basler Haustüre.
Aber der Reihe nach: die Wiese, ein doch stattlicher rechter Nebenfluss des Rheins, entspringt an der Südflanke des Feldbergs. Der Feldberg ist mit knapp 1500 m.ü.M. der höchste Berg Deutschlands, der nicht zu den Alpen gehört, und entsprechend der höchste Berg des Schwarzwalds. Von da fliesst die Wiese nach Südwesten, durch Zell im Wiesental und Lörrach hindurch und ab Riehen auf Schweizer Staatsgebiet. Im Hafen, zwischen Klybeck und Kleinhüningen, gleich beim Nordstern, fliesst die Wiese in den Rhein.
Und da wollte ich mit meinem neuen Hobby und neuen Hobby-Accessoire, einem türkisen Mountainbike, runterfahren. Etwas über vier Stunden, sagte meine Velo-Wander-App. Fast alles bergab. Perfekt.
Dachte ich zumindest, bis die Corona-Zahlen wieder zu steigen begannen und mein Mountainbike und ich aus der Stadt ins Home-Office im Aargau flüchteten.
Für alle, die dennoch in Basel unterwegs sind, bietet die Wiese mit den Langen Erlen beste Ablenkung vom städtischen Alltag. Einmal täglich raus in die Natur soll ja gegen Winter- und Lockdown-Blues helfen. Den Zugang findet man entweder über eine zugegebenermassen komplizierte Kreuzung an der Schwarzwaldallee, oder über eine kurze Gehdistanz nördlich vom Badischen Bahnhof.
Zwischen einem dichten Wald mit Vitaparcours und Joggingmöglichkeiten, dem Tierpark Lange Erlen und verlassenen Eisenbahnbrücken fliesst die Wiese über regelmässige, künstliche Stufen. Das Flussbett wurde 1896 künstlich begradigt, was einerseits schade ist, andererseits aber laden weitläufige Kiesufer zum einsamen Verweilen ein.
Wieso die Wiese Wiese heisst, ist übrigens nicht ganz klar. Mit einer freien Grasfläche hat es wohl es wohl eher wenig zu tun, möglicherweise hat der Name die gleiche Wortwurzel wie «Wasser».
Im Gegensatz zum geschäftigen Rheinufer hat die Wiese auf mich immer eine ganz beruhigende Wirkung. Gerade im Herbst liegt oft ein bisschen Nebel über dem Wasser und im Wald kann man minutenlang spazieren, ohne einen anderen Menschen zu sehen. Auf der Mitte einer der vielen Brücken zu stehen und mehrere hundert Meter geraden Flusslauf hinauf- oder herunterzuschauen, hat ebenfalls seinen ganz eigenen Charme.
Meine Wiesenabfahrt muss wohl noch ein bisschen warten. Bis dahin, und auch darüber hinaus, bietet die Wiese und die Langen Erlen aber wunderbare Möglichkeiten, einfach mal rauszugehen.