Seit längerem wohnen zwei Freunde von mir im Katholischen Studentenheim. Eigentlich weiss ich nichts über das Studentenwohnheim. Muss man katholisch sein, um dort wohnen zu können? Feiert man dort auch? Diese und andere Fragen kläre ich mit meinen Freunden.
Muss man katholisch sein?
Mein erstes Bild vor Augen, als man mir vom Katholischen Studentenwohnheim erzählte, waren Kreuze. Ich stellte mir vor, wie in jedem Zimmer eins hängt. Ich finde aber nur ein Kreuz, als ich zu Besuch bei meiner Freundin Hannah* bin. Es hängt an der Wand vor der Kapelle, die, wie auch das Wohnheim, zum Katholischen Studentenhaus gehört. Aber sonst kann man höchstens noch an den kug-Flyern, die im Eingang aufliegen, die eigene Anwesenheit im Katholischen Studentenwohnheim erahnen.
Hannah empfängt mich und setzt sich mit mir in den Innenhof. Ich spreche sie auf die Kapelle an und die Verpflichtungen als Bewohner, doch zu meiner Verwunderung antwortet sie: «Es gibt keine. An den Andachten, wie am Taizé-Gebet, kann man teilnehmen oder nicht, das ist alles freiwillig.» Freiwillig sind auch viele weitere Veranstaltungen, die vom Studentenhaus angeboten werden, darunter gemeinsame Wandertage und Kochabende.
Was viele nicht wissen: Man muss auch keineswegs katholisch sein, um im Studentenwohnheim wohnen zu können. Laut Jahresbericht 2017 des Studentenhauses leben auch Buddhisten, Muslime, Reformierte und Konfessionslose im Studentenheim, wenn auch deutlich weniger als Katholiken. Die Konfession ist kein Auswahlkriterium bei der Bewerbung.
Feiern die Studierenden des Katholischen Studentenwohnheims auch?
Wir besichtigen die Cafeteria und den Lernraum. Hannah erzählt mir von den Musizierzimmer für diejenigen Studenten, die ein Instrument spielen. Eigentlich, denke ich, ist das Haus perfekt für Studierende eingerichtet.
Auf dem Weg auf die Dachterrasse kommen wir an kleinen bunten Schildchen vorbei, die den Weg zum Lesesaal und Partyraum weisen. Ein Partyraum? Hannah erklärt mir, dass man diesen als Bewohnerin gratis reservieren kann. Oft werde dort bis in die Nacht gefeiert. Auch die Dachterrasse wird im Sommer zum Beisammensein genutzt. Da wird auch ersichtlich, wie divers hier gewohnt wird: Hier finden sich neunzehn Kantone und achtzehn Nationalitäten ein, Studierende beider Historischer Fakultäten, wie auch der Psychologischen, Juristischen und Medizinischen Fakultät.
Darf der Lebenspartner bei mir übernachten?
Bewerben muss man sich im Katholischen Studentenwohnheim wie in jeder anderen WG auch. Neben Angaben zum jetzigen Wohnort und zur Studien- und Berufssituation sind auch einige Fragen zu beantworten, die sich nach den Vorstellungen des Zusammenlebens erkundigen. Also Fragen, die auch in einer gewöhnlichen WG geklärt werden.
Ist nun also ein Zimmer frei und die Bewerbung akzeptiert, gilt es natürlich auch, die Hausordnung zu befolgen. Die ähnelt dem Mietvertrag für mein WG-Zimmer fast in allen Punkten, nur über einen stolpere ich: Besucher, die über Nacht bleiben, sind anzumelden und zahlen eine kleine Gebühr ab dem dritten Besuch.
Die Regelung ist typisch für Wohnheime, um Untermietungen und «überbewohnte» WGs zu vermeiden – es sei sicherheitstechnisch unzulässig, dass mehrere Personen ein Zimmer bewohnen. Aber dies bedeutet nicht, dass die Freundin oder der Freund ein Problem darstellt.
Ist eine normale Wohnung nicht schöner als ein Zimmer im Studentenwohnheim?
Die Bewohner, das sind im Moment rund 74 Studierende, leben hier natürlich nicht alle zusammen, sondern entweder in kleineren Wohnungen, oder in einem ganzen Stockwerk als WG. Die letztere Variante stellt Hannahs WG dar, die etwa siebzehn Leute beherbergt. Bei meinem ersten Besuch staunte ich aber nicht schlecht: Riesige Doppelküche, kleines Wohnzimmer, jeder sein eigenes Zimmer mit Waschbecken. Badezimmer werden geteilt, von einem internen Personal gereinigt, wie die Küche auch. Die Zimmer sind urchig und bereits möbiliert.
Daniel*, den ich einige Tage später treffe, ist für sein naturwissenschaftliches Studium aus dem Kanton Schwyz nach Basel gezogen. «Ich wollte nicht für Vorstellungsgespräche in WGs nach Basel kommen, um danach womöglich doch noch eine Absage zu erhalten.» Diesbezüglich biete das Studentenheim für Studierende aus der ganzen Schweiz, wie auch aus dem Ausland, eine gewissen Sicherheit.
Lebt man unpersönlicher als in einer WG?
Hannah hatte vorher in einer normalen WG gelebt hat, und ich frage sie nach Vor- oder Nachteilen demgegenüber, doch sie zuckt die Schultern. Ihre alte WG sei nicht wirklich das Wahre gewesen, für sie gibt es fast nur Vorteile im Katholischen Studentenwohnheim. Gerade durch die Putzcrew wird sie entlastet und kann sich voll auf das Studium konzentrieren. Auch die Mieten liegen mit 440 bis 640 Franken in einem passablen Bereich für Studierende. Einzig eng könne es ab und zu werden, wenn man mit rund siebzehn Personen wohnt.
Auch Daniel berichtet davon, dass man nie alle wirklich gut kennenlerne. Aber denjenigen mit dem gleichen Tagesrhythmus begegnet man oft, und mit denen freundet man sich auch an. Daniel empfindet das Studentenwohnheim mittlerweile auch als Zuhause. «Zuerst habe ich gedacht, dass das eine Zwischenlösung für ein Jahr ist und ich danach eine WG mit Freunden gründen würde, aber es gefällt mir sehr gut, deshalb bleibe ich gerne.»
*Namen geändert.