Wer sind eigentlich die rechten Hände der Dozierenden? Ein Gespräch mit zwei «HiWis»

Professor schreibt Gleichungen auf eine Tafel, unscharf im Vordergrund Student*innen
Die Hilfsassistent*innen arbeiten im Hintergrund und halten den Professor*innen den Rücken frei (Universität Basel/Christian Flierl).

Wer hilft eigentlich den Dozierenden, die ganze Arbeit zu bewältigen, und was sind die Aufgaben solcher Hilfsassistenten? Zwei Studierende im Interview über ihre Stelle als Hilfsassistenten an zwei verschiedenen Fakultäten der Universität Basel.

Immer wieder in meinem Studium sind sie mir begegnet, sie haben mir E-Mails geschrieben, Tutorate geleitet oder waren Ansprechpartner vor und nach einer Prüfung: die Hilfsassistenten. Die «HiWis», wie wir Studierenden sie nennen. Sie sind an einem Lehrstuhl angestellt und unterstützen dort eine*n Professor*in.

Die Aufgaben sind von Fach zu Fach sehr unterschiedlich – um einen konkreteren Einblick in die Aufgaben und Anforderungen eines «HiWis» zu bekommen, habe ich mit zwei von ihnen gesprochen: Benjamin ist Hilfsassistent bei Prof. Alexander Berentsen am Lehrstuhl der Wirtschaftstheorie an der Wirtschaftsfakultät. Giulia ist seit einem Jahr im Fach Medienwissenschaften –  genauer in «Mediengeschichte und Medientheorie» bei Prof. Markus Krajewski an der Philosophisch-Historischen Fakultät tätig.

 «Auf die freie Stelle bin ich durch die Stellenausschreibung in einer Vorlesung an der Wirtschaftsfakultät aufmerksam geworden», erzählt Benjamin. Als Anforderungen für die Stellewurde ein baldiger Start seines Masterstudiums an der Universität Basel vorausgesetzt und ein allgemeines Interesse für Wirtschafts- und insbesondere Spieltheorie. Benjamin befindet sich nun im Master, konnte aber die Stelle bereits in seinem letzten Bachelor-Jahr antreten.

Giulia hingegen wurde direkt auf die Stelle angesprochen. «Meine Vorgängerin hat mich auf diese Stelle aufmerksam gemacht. So konnte ich diese nach ihr übernehmen.» Voraussetzungen für die Stelle als Hilfsassistent*in der Medienwissenschaft seien, so Giulia, Medienwissenschaften zu studieren und Eigeninitiative, Engagement und Zuverlässigkeit mitzubringen.

Flexibilität ist gefragt

 «Das Pensum variiert von Woche zu Woche sehr stark und ist abhängig von Projekten, Terminen und Veranstaltungen. Das bedarf grosser zeitlicher Flexibilität und auch einer Kreativität im Lösen der verschiedenen Aufgaben», erzählt Giulia. Auch Benjamins Pensum am Lehrstuhl an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät variiert stark, würde aber durchschnittlich bei zehn Stunden in der Woche liegen: «Während des Herbstsemesters habe ich jeweils am meisten zu tun, während ich in den Sommersemesterferien in der Regel kaum arbeite. Natürlich hängt der tatsächliche wöchentliche Aufwand immer stark von den aktuellen Projekten am Lehrstuhl ab.»

Zu den Aufgaben gehören bei Giulia, die am Lehrstuhl von Prof. Krajewski arbeitet, das Aufbereiten und zur Verfügung stellen von Texten für Studierende oder Dozierende. «Ich verbringe gerne und viel Zeit in der Bibliothek, besuche Buchläden und besorge dort die notwendigen Bücher. Danach arbeite ich die Sachen ein und halte teilweise Rücksprache mit den Verlagen.» Das Aufgabenfeld, welches Giulia bearbeitet, ist sehr vielseitig: «Manchmal kümmere ich mich auch um die Webseite der Medienwissenschaften oder bin in Kontakt mit Studierenden und organisiere Seminarsitzungen. Besonders in der Zeit der Corona-Pandemie war das digitale Managment, beispielsweise das Aufbereiten von Zoom-Links, eine meiner Aufgaben.»

Zu Benjamins Aufgaben gehören während des Herbstsemesters das Leiten der wöchentlichen Tutorate. «Diese dienen als Ergänzung zur Einführungsvorlesung in die Spieltheorie auf Bachelorniveau. Da die Einführungsveranstaltungen des Bachelor-Grundstudiums in Wirtschaftswissenschaften in der Regel von über 400 Studierenden belegt werden, tragen wir als HiWis hier eine verhältnismässig grosse Verantwortung. Das geniesse ich sehr.»

Im Frühlingssemester sieht die Arbeit dann allerdings anders aus, erzählt Benjamin: «Eigentlich hätten wir HiWis bei der Organisation und Durchführung einer Wirtschaftskonferenz in Marrakesch mitgeholfen. Aufgrund der Situation rund um COVID-19 wurde diese Konferenz sowohl in diesem, als auch im letzten Jahr leider abgesagt. Dadurch wurden andere Aufgaben fällig, wie beispielsweise das Aufbereiten von Vorlesungsfolien oder andere administrative Tätigkeiten.» Die Corona-Pandemie (und das notwenige Schutzkonzept der Universität Basel) hätten den administrativen Aufwand im letzten Jahr deutlich vergrössert. Videos schneiden und das Beantworten von Fragen von Studierenden gehörte zeitweise zur täglichen Routine, erzählt Benjamin.

 Während der Arbeitszeit fürs Studium profitieren

«Besonders gefällt mir an der Stelle als HiWi das Halten der Tutorate. Ich rede gerne vor Leuten und es macht mir Spass, Dinge erklären zu dürfen.» so Benjamin. Giulia gefällt besonders die Flexibilität und die Varianz, welche der Nebenjob als HiWi bietet. Für beide ist der Job als «HiWi» eine grosse Bereicherung, da sie sich nebst ihrem Studium auch noch zusätzlich mit ihrem Studienfach beschäftigen und teilweise noch eine andere Perspektive bekommen. «Ein weiterer grosser Vorteil meines Jobs an der Universität ist natürlich auch die latente Auseinandersetzung mit der Wirtschaftstheorie. Als Wirtschaftsstudent profitiere ich davon, dass ich mich unter anderem auch während der Arbeitszeit mit Wirtschaftstheorie befassen darf», ergänzt Benjamin.

 Wertvolle Lektion für die spätere Arbeit

«Ich schätze den Austausch, sowohl mit den Dozierenden als auch mit den Studierenden sehr. Ich kann die Stelle jedem empfehlen, der Interesse daran hat, die Universität abseits des Studiums kennenzulernen», schwärmt Giulia. Für Benjamin ist das Präsentieren von Inhalten vor grösseren Gruppen etwas, was er für die Zukunft für sich mit nimmt. «Es ist nicht nur eine Frage des generellen Selbstvertrauens, sondern schlicht und einfach auch Übungssache. In meinem Alter erhält man nur selten die Möglichkeit, in einer wöchentlichen Frequenz vor Leuten zu reden. Die Erfahrungen, die ich beim Halten der Tutorate sammeln kann, sind also vermutlich die wertvollsten und vor allem unersetzbarsten in meinem Job.»

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