Mirjam Betschart (25) studiert im Bachelor Theologie, Sport und Geschichte an der Universität Basel. Daneben trainiert sie vier bis sechs Mal pro Woche für die NLA-Frauenmannschaft des FC Basel. Wie sie die Doppelbelastung Studium und Spitzensport bewältigt, lest ihr hier:
Mirjam, wie kam es zu deiner Leidenschaft für den Fussball?
Ich bin quasi mit einem Ball geboren. Mein Vater war Trainer bei den Junioren und ich ging schon als kleines Mädchen immer mit grosser Leidenschaft mit zu seinem Training. Dann wechselte ich zu den Frauen von YF Juventus und spielte schon mit 14 Jahren in der 1. Liga. Zu dieser Zeit machte ich auch noch Leichtathletik, doch ich merkte bald, dass mir der Teamsport besser gefällt.
Wie verlief deine Karriere weiter?
Der nächste wichtige Schritt war mein Transfer in die U18 der Grasshoppers Zürich (damals FC Schwerzenbach). Zu dieser Zeit wurde dann auch die Schweizer Nationalmannschaft auf mich aufmerksam und ich durfte einige Einsätze in der Junioren-Nati bestreiten.
Deine Teenagerzeit stand also im Zeichen des Fussballs und nicht im Zeichen der ersten grossen Sausen?
Ja, ich habe tatsächlich sehr viel Zeit für den Fussball aufgewendet. Aber wir hatten ein sehr tolles Team und haben oft viel zusammen unternommen. Da kam auch der Ausgang nicht zu kurz! (lacht) Es war eine so intensive Zeit, dass noch heute viele ehemalige Mitspielerinnen zu meinen engsten Freundinnen zählen.
Kam dafür dann die Schule zu kurz?
Nein, denn ich wechselte vom normalen Gymnasium ans Kunst-und Sportgymnasium im Rämibühl. Dank deren grosser Flexibilität brachte ich alles relativ gut unter einen Hut. Speziell auch dank meiner Eltern, welche mich fahrtechnisch und auch finanziell immer zu hundert Prozent unterstützten. Ohne Eltern, die hinter einem stehen, kann man so ein grosses Pensum an Sport nicht bewältigen.
Und wie kam es zum Wechsel von GC Zürich nach Basel?
Das war ein grosser Zufall. Eine Freundin war schon länger beim FCB und ich ging spontan mit zum Probetraining und war vom Team und der Infrastruktur begeistert. Und da mich auch die Uni Basel überzeugte, habe ich hier schnell eine neue Heimat gefunden. Ich bin überglücklich, dass ich damals diese Entscheidung getroffen habe. Nun könnte ich mir nicht mehr vorstellen in Zürich zu wohnen.
Dass du Sport studierst erscheint mir naheliegend, doch wieso auch noch Theologie und Geschichte?
Ich fand vor einiger Zeit zum Glauben und interessiere mich sehr für die ganze Thematik rund um die Theologie. Ich würde das Studium auch jedem empfehlen, denn es ist unglaublich bereichernd und abwechslungsreich. Allerdings kann ich mir noch nicht vorstellen, beruflich in diese Richtung zu gehen. Da ich Lehrerin werden möchte, liegt mein Schwerpunkt nun auf Sport und Geschichte.
Und wie geht das mit Studium und so viel Training nebeneinander?
Da an der Uni Basel der Stundenplan relativ flexibel von uns Studierenden selber zusammengestellt werden kann, habe ich ihn so angepasst, dass ich die Trainings meistens besuchen kann – sicher die vier Trainings am Abend. Die Morgentrainings müssen häufig der Uni weichen. Ich bin schon oft auf die Flexibilität meines Umfeldes angewiesen.
Das Studium leidet also gar nicht unter dem Spitzensport?
Ich habe das Studium schon dem Fussball angepasst, denn Studieren kann ich ja noch lange, Fussball spielen nicht. Darum mache ich den Bachelor jetzt halt in vier und nicht in drei Jahren. Aber das nehme ich gerne in Kauf, denn Fussball auf so hohem Niveau zu spielen und um die Schweizer Meisterschaft zu kämpfen, entschädigt für sehr Vieles.
Und wie geht das Ganze finanziell auf?
Zu meiner Zeit im Gymnasium war ich angewiesen auf die Unterstützung meiner Eltern. Seit ich aber beim FCB bin und studiere, verdiene ich ein bisschen etwas. Während Mitstudierende kellnern oder Akten ordnen, kann ich mich dem Fussball widmen. Das ist wohl der tollste Nebenjob, den ich mir wünschen könnte. Ich lebe meinen Traum.
Apropos Traum – Wie sehen deine Ziele für die nähere Zukunft aus?
Ich will unbedingt meinen Bachelor diesen Sommer abschliessen. Dann wäre es noch mein Traum, Fussball in der höchsten italienischen Liga zu spielen, da ich Halb-Italienerin bin. Aber auch den Spitzensportmaster in Magglingen und das Lehrerseminar stehen oben auf meiner Liste. Ich bin gerade ziemlich viel am nachdenken und abwägen, wie es mit meiner Zukunft weitergehen soll. Ich geniesse aber auch die Zeit in Basel, von der ich mich eigentlich nicht verabschieden möchte. Es steht also noch in den Sternen.