So schaffst du es, im neuen Jahr mehr Bücher zu lesen

Buchauslage im Labyrinth
Ihr wollt mehr Bücher lesen, aber kommt nicht dazu? Hier kommen ein paar Tipps, wie ihr euch fürs Lesen motivieren könnt (Bild: Sina Aebischer).

Neben dem Studium und Nebenjobs passiert es schnell, dass gewisse Hobbies zu kurz kommen. Gerade wenn ihr für die Uni schon viel lesen müsst, kann es schwerfallen, in der Freizeit auch noch die Nase in Bücher zu stecken. Für alle, die gerne mehr lesen würden, aber nicht genau wissen wie und was: Die Mitarbeitenden der Buchhandlung Labyrinth haben gute Tipps.

Beim Besuch in der Buchhandlung Labyrinth fallen mir unzählige Titel ins Auge, die ich gerne mal lesen würde. Aber seien es Uni-Lektüren oder Romane, die mich interessieren: Manchmal kann es ganz schön schwer sein, die Zeit dafür zu finden. Jonas Balmer, der selber an der Uni Basel studiert und nebenbei in der Buchhandlung arbeitet, hat ein paar gute Tipps auf Lager.

Der erste Schritt sei mit dem Wunsch nach mehr Lesen bereits getan: «Wenn man das offenbar will, ist das schon mal ein wichtiger Punkt. Dann lohnt es sich, zu überlegen, was man eigentlich vom Lesen will», sagt Jonas. Damit fällt dann auch das Finden der richtigen Lektüre leichter. Wenn du dir darüber im Klaren bist, ob du von einem Buch unterhalten werden willst oder in ein bestimmtes Thema eintauchen möchtest, über das du etwas lernen willst, vereinfacht das die Suche nach deinem nächsten Buch.

Gemeinsam lesen

Eine einfache Art, mehr Motivation zum Lesen zu finden, ist das gemeinsame Besprechen der Bücher. Sei es in einer Lesegruppe oder auch zu zweit. «Ich lese gerade ein Buch im Ping Pong. Eine Freundin von mir hat angefangen und einen ersten Teil gelesen, jetzt lese ich diesen Teil und noch ein bisschen mehr und dann gebe ich das Buch wieder zurück», erzählt Jonas. Aber auch durchs Ausleihen von Büchern und das Einholen von Empfehlungen kann ein Austausch über das Gelesene entstehen.

Diesen Austausch kannst du auch im Buchladen selbst finden. Im «Labyrinth» kannst du dich direkt von Mitarbeitenden beraten lassen und die Bücher, die dich interessieren, auch erst einmal durchblättern. Jonas würde solchen Neukund*innen erst einmal einen leichten Einstieg empfehlen: «Was ich nicht machen würde, ist sich gleich zu viel vorzunehmen. Es ist sicher gut, etwas zu lesen, das sich in kleine Portionen unterteilen lässt.» Dafür eignen sich beispielsweise Aufsatz- oder Kurzgeschichtensammlungen.

Routine finden mit guten Buchtipps

Diese kurzen Portionen kannst du auch einfacher in deinen Tag einbauen. So kannst du es zur Routine machen, abends vor dem Schlafen jeweils eine bestimmte Anzahl Seiten oder auch ein Kapitel zu lesen. Schlussendlich sei sowohl für Neulinge als auch für erfahrene Buchwürmer ein Tipp ganz wichtig: «Es ist nicht schlimm, ein Buch nicht fertig zu lesen. Wenn dir ein Buch nicht gefällt, kann es besser sein, es einfach wegzulegen, anstatt dich dazu zu zwingen, es trotzdem noch fertig zu kriegen», sagt Jonas.

Bücher, die du aber ziemlich sicher wirst fertiglesen wollen, hat Luzia Böni, eine weitere Mitarbeiterin im Labyrinth, für dich zusammengestellt. In den nachfolgenden Empfehlungen erklärt Luzia auch direkt, wieso diese Lektüren perfekt sind für alle, die mehr lesen wollen.


Marijpol: Hort, Edition Moderne 2022.

Buchcover «Hort»

Marijpol: Hort (Bild: Sina Aebischer).

Für alle, die sich endlich mal ein richtig dickes Buch von A bis Z vornehmen möchten und doch noch zögern: Wie wäre es mit etwas Bildstarkem? Beispielsweise «Hort»! Der kürzlich erschienene queere Comic besticht durch eine absolut liebevoll gestaltete Erzählweise sowie durch seine drei äusserst sympathischen Protagonistinnen: Petra ist Bodybuilderin und extrem muskulös, Ulla ist riesig und dick, Denise hat ihren Körper mit einem Schlangenarm modifiziert. Alle zusammen wohnen sie in einer WG und sind die Ausgangslage für eine genauso fantastische wie alltägliche Geschichte, die so schnell nicht loslässt.

 

Fatma Aydemir, Hengameh Yaghoobifarah: Eure Heimat ist unser Albtraum, Ullstein 2019.

Buchcover «Heimat ist Albtraum»

Fatma Aydemir, Hengameh Yaghoobifarah: Eure Heimat ist unser Albtraum (Bild: Sina Aebischer).

Der Titel dieses Essaybands ist eine Ansage, ein Manifest! Das Buch bringt Stimmen von vierzehn Publizist*innen und Autor*innen zusammen, die definitiv etwas zu sagen haben. Die kurzen Texte zeigen aus vielfältigen Perspektiven auf, was es heisst, strukturellen Rassismus zu erfahren und bringen es dabei immer wieder auf den Punkt: Wir sind mehr an der Aufrechterhaltung rassistischer Strukturen beteiligt, als wir es gerne hätten. Ein kluges und unbedingt lesenswertes Buch, dessen Lektüre darüber hinaus auch noch Freude macht.

 

Ibrahima Balde, Amets Arzallus: Kleiner Bruder. Die Geschichte meiner Suche, Suhrkamp 2021.

In diesem schmalen Buch erzählt uns der 1994 im westafrikanischen Guinea geborene Ibrahima Balde seine Lebensgeschichte. Dabei schildert er, wie ihn die Suche nach seinem verschwundenen kleinen Bruder über Mali und Algerien nach Libyen führte – eine Reise, die so viele junge Menschen aus Westafrika auf sich nehmen. Dank der einfachen und prägnanten Sprache sowie der direkten Erzählweise fühlt es sich für uns Leser*innen so an, als würden wir Ibrahima Balde gegenübersitzen. Seine Worte für das, was Schutzsuchende auf ihrem Weg nach Europa erleben müssen, sind klar und kraftvoll.

 

Narr #35: Stolperstrasse. Das narrativistische Literaturmagazin, 2022.

3 Cover des narrativistischen Literaturmagazins.

Narr #35: Stolperstrasse. Das narrativistische Literaturmagazin (Bild: Sina Aebischer).

Die aktuelle Ausgabe des «Narr» gibt sich als Dorfroman. Alle darin enthaltenen kurzen Texte reihen sich entlang der Stolperstrasse und haben einiges zu erzählen. Das Narr bietet jungen Schreibenden eine Plattform, um die Welt des literarischen Schreibens zu erkunden. Und Menschen, die gerne lesen (möchten), erhalten im «Narr» einen kurzweiligen Einblick in die Literatur der Zukunft.

 

Serhij Zhadan: Himmel über Charkiw. Nachrichten vom Überleben im Krieg, Suhrkamp 2022.

Schweigen ist für den ukrainischen Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan keine Option. Seit dem 24. Februar 2022, als der vollumfängliche Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine einsetzte und eine ganze Bevölkerung um ihre Zukunft brachte, schreibt und twittert Zhadan im Internet gegen den Krieg an. Seine Internetposts und Fotos sind im Oktober 2022 als Buch erschienen – ein berührendes und wütendes Zeitdokument.

 

Linus Giese: Ich bin Linus. Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war, Rowohlt 2022.

Cover «Ich bin Linus»

Linus Giese: Ich bin Linus (Bild: Sina Aebischer).

Mit einer bemerkenswerten Offenheit erzählt Linus Giese, warum er 31 Jahre alt werden musste, um laut auszusprechen, dass er ein Mann und trans ist, und warum sein Leben heute zwar nicht einfacher, aber glücklicher ist. Das Buch kommt all jenen Leser*innen entgegen, die verstehen möchten, was es bedeutet, trans zu sein und wie es sich als trans Person leben, denken und lieben lässt. Linus Giese schreibt so, dass es schwer fällt, seine Geschichte aus der Hand zu legen.

 

Hélène Gestern: Schwindel, Schöffling & Co 2022.

Auf nicht allzu vielen Seiten gelingt es der Autorin, uns ins Liebes- und Lebensdrama einer Frau hineinzuziehen, die aus einer sie beherrschenden Amour fou zurück zu sich selbst finden will. Das Buch ist eine autofiktionale Geschichte und gleichzeitig auch eine Hommage an Annie Ernaux, die 2022 den Literaturnobelpreis erhalten hat.

Sina Aebischer

Wenn Sina nicht gerade einen der endlosen Texte fürs Studium liest, taucht sie gerne in Geschichten und Bücher aus den verschiedensten Genres ein und bleibt damit stets in der Welt der Sprachen, die sie studiert. Ist dann doch einmal eine Auszeit vom Lesen gefragt, verbringt sie ihre Zeit mit ausgiebigen Spaziergängen, gemeinsamen Strickabenden mit Freund*innen oder damit, sich beim Pilatestraining möglichst anstrengende Übungen auszudenken.

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