Ein Ausflug ins Wallis
Schneuzen, schlurfen, schniefen. Kraftloses Türeschletzen. Drei von vier Personen in unserer WG sind krank. Wir leben im Haus des Hustens. Resignation am Küchentisch – der April ist halt der Monat der Erkältung. Sowie schon der März der Monat der Erkältung war und auch der Mai der Monat der Erkältung werden wird. Oder des Schnupfens? Seit ich im Oktober eingezogen bin, waren noch nie alle Mitbewohner gleichzeitig gesund.
Ich hab meinen Teil zur Lazarett-Stimmung schon beigetragen und bin bereits wieder fit. Jetzt sehne ich mich danach, die leeren Rachensprays ein paar Tage lang hinter mir zu lassen. Die Lösung für mein Problem heisst Jugendherberge. Nichts neues eigentlich, da haben wir schon früher oft übernachtet, als wir unbedingt Backpacker sein wollten, aber noch zu klein waren für Interrail. Als uns die Welt schliesslich offen stand, gerieten die Schweizer Jugis in Vergessenheit. Dabei machen die Jugendherbergen extrem viel Sinn. Die stehen nämlich an Seen, auf Bergen, in kleinen Altstadtgassen. Also eigentlich genau an den Orten, wo sonst nur teuere Hotels stehen. Und dazu auch teilweise in wirklich fantastischen Gebäuden, z. B. in einer Burg, neuerdings sogar auch in Minergie-Häusern.
Drei Stunden sind es bis nach Zermatt im Oberwallis. Und dann: Der Wind in den kahlen Tannen, das Schmelzwasser das in Rinnsaalen den Beg hinunter glitzert. Wenn ich mich in die Sonne lege, höre ich sogar die Käfer in den trockenen Tannennadeln rascheln. Und wieso sollten wir uns nicht hinlegen, gleich hier, am Wegrand, und zuschauen, wie sich die Wolken am gegenüberliegenden Berggipfel verheddern?
Zurück in Basel gehen mir die wehrlosen Imunsysteme der Mitbewohner nicht mehr so auf den Geist wie vorher. Denn ich habe ein echtes, wildlebendes Murmeltier gesehen! Ich habe die Murmeltiere sogar pfeifen gehört!