Wie Pilze schossen die E-Scooter aus dem Boden und scheinen sich über wachsende Beliebtheit zu freuen. Was sind die Vor- und Nachteile der Elektrotrottis und wann lohnt sich eine Fahrt? Soviel sei gesagt: Ich möchte die E-Scooter nicht mehr missen.
Ein Wunsch ging in Erfüllung, als ich im Kindergarten ein Kickboard zu Weihnachten geschenkt bekam. Sofort wurde das Kickboard mit Stickern aller angesagten Marken beklebt und wurde fortan Teil meiner Identität. Lange sah man mich nur noch an der Seite meines Kickboards, dessen Laufräder regelmässig gewartet wurden und mit der Hilfe meines Vaters durch besser laufende Exemplare ersetzt wurden. Doch mit zunehmendem Alter verlor das Scooter an Reiz, ja wurde sogar uncool.
Dies blieb lange so, und entsprechend habe ich lange Zeit keinen Fuss mehr auf einen Scooter gesetzt. Dies änderte sich vor einem Jahr, als ich einen Freund in Paris besuchte. Dort fiel mir auf, dass viele auf elektrischen Scootern durch die Gegend flitzen. Die meist von Start-ups angebotenen E-Scooter seien der letzte Schrei, meinte Aron. Inzwischen sind die E-Scooter auch zu uns übergeschwappt und erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit. Zu recht?
Die Vor- und Nachteile der E-Scooter
Der erste Vorteil der E-Scooter steht bereits im Namen: sie sind elektrisch betrieben und chauffieren dich somit mühelos von A nach B. Nach einem Anschubstritt beschleunigt das Scooter in kurzer Zeit auf die Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h. Gegen Velokurriere wirst du damit keine Rennen gewinnen, mit dem Durchschinttsradfahrer hält der Scooter aber gut mit. Gerade jetzt im Sommer kommt man damit durch den Fahrtwind schön gekühlt, und nicht wie mit dem Fahrrad total verschwitzt, am Ziel an.
Der E-Komfort hat seinen Preis: 1 Franken zum Entsperren und zusätzliche 25 Rappen pro Fahrminute verlangt der Anbieter Circ für die Fahrt. Der Konkurrent Tier verlangt pro Fahrminute 5 Rappen mehr. Die unten abgebildete Fahrt mit einem Scooter von Circ hat mich 2.30 Franken gekostet. Mit der Tram hätte die selbe Strecke mit 2.60 Franken zu Buche geschlagen. Es sind diese, relativ kurzen Strecken, auf denen sich die Scooter für mich bewährt haben. Bei längeren Strecken ist man mit der Tram wiederum günstiger unterwegs. Für wen das Budget keine Grenze setzt, wird die Kantonsgrenze zum limitierenden Faktor. Diese kann man mit den E-Scootern nämlich nicht überqueren.
Im Gegensatz zur Tram ist man mit dem E-Scooter jedoch nicht an ein Streckennetz gebunden. Das ist sicherlich ein Vorteil, entpuppt sich aber bei der Suche nach einem verfügbaren Scooter nicht selten als Nachteil. Nämlich dann, wenn schlicht kein Scooter in der Nähe verfügbar ist. Die wachsende Verfügbarkeit der Scooter wirkte diesem Problem jedoch entgegen, so dass nun meistens ein Scooter in unmittelbarer Gehdistanz verfügbar ist. Apropos Verfügbarkeit: Die Scooter müssen ja auch mal geladen werden. Dies geschieht, wegen geringerer Nachfrage, während der Nacht. Vom Anbieter Tier kann man deshalb zwischen 22 Uhr und 7 Uhr keine Scooter mieten. Schade, denn meiner Meinung nach sind die E-Scooter wie geschaffen für das «Wie komme ich jetzt nur vom Feiern nach Hause?»-Szenario. Andere Anbieter vermieten ihre Scooter zwar auch nachts, jedoch eben mit eingeschränkter Verfügbarkeit. Zudem wird man wohl nicht alleine sein mit der Idee, nun mit dem E-Scooter nach Hause zu fahren.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist der Fahrspass, welche die Scooter bereiten. Ich fühlte mich wieder wie ein Kind, als ich zum ersten Mal auf einem E-Scooter stand. Ja, die elektrische Version bereitet sogar noch mehr Spass als das mit eigener Körperkraft betriebene Pendant. Es gibt jedoch auch Situationen, in denen man sich etwas fehl am Platz fühlt. Zum Beispiel wenn man einen Fahrradfahrer überholt. Man steht halt einfach so da und ist trotzdem schneller. Den Blicken der Fahrradfahrer zu urteilen, fand nicht nur ich das komisch.
Mehr als nur ein Spass?
Wie Bambussprossen schossen die E-Scooter aus dem Boden und noch immer betreten weitere Anbieter den Markt. Doch werden sich die E-Scooter behaupten? Das Hauptverkehrsmittel werden sie, wegen der noch nicht optimalen Verfügbarkeit und des Preises, wohl für niemanden werden. Wenn gerade kein Tram in der Nähe fährt und kein Velo zur Hand ist, eignen sich die E-Scooter als Lückenfüller aber hervorragend. Ob dies reicht, um die Kassen der Anbieter zu füllen, wird sich zeigen. Ich möchte die gelegentliche Fahrt mit dem E-Scooter und die dadurch gewonnene Flexibilität jedenfalls nicht mehr missen.