«Weinproben sind doch nur was für Winzer und alte Menschen!», höre ich junge Studierende sagen, während sie mit der Faust auf die Tischplatte schlagen. Ich wurde an der Basler Weinmesse eines Besseren belehrt:
Ich werde herzlichst empfangen, bekomme einen kleinen Gutschein in die Hand gedrückt und los geht’s: Ich darf mich jetzt offiziell durch das Getümmel schlagen und sündhaft teuren Wein probieren.
Umzingelt von hunderten Flaschen, eine hübscher als die andere, habe ich mich an einen Stand gestellt und zuerst einmal beobachtet, wie die Profis den Wein kosten: Bis ich bemerke: Die meisten sind gar keine Profis. Also versichere ich mir, den nettesten Winzer der Messe getroffen zu haben, und lasse mir erklären, wie das Weinkosten funktioniert.
- Den Wein genauestens beobachten: Wie ist seine Farbe? Wie kräftig sieht er aus?
- Stark schwenken, damit sich der Wein «öffnen» kann. Ein paar Mal tief einatmen. Hat man die Komplexität der Aromata feststellen können?
- Den Wein schlürfen, aber im Mund behalten. Nachdem die komplette Zunge den Wein berührt hat, schlucken und so etwas sagen wie: «Ja, er mundet sehr. Der Abgang ist jedoch etwas nussig.»
Mit diesen Tipps gewappnet habe ich mich dann durch alle möglichen Weine durchprobiert. Französichen, italienischen, australischen, sogar afrikansichen Wein habe ich gekostet. Mit der Zeit fängt man an, einen Sinn für den Geschmack zu bekommen. Zwar weiss ich immer noch nicht, warum bestimmte Weine 69 Franken kosten und andere nur 17, aber wenn man fünf verschiedene Weine vom selben Händler probiert und merkt, wie verschieden sie alle sind, so hat man doch was gelernt.
Ich für meinen Teil habe mich in einen weissen Moscato aus Australien verliebt. Kein teurer Kenner-Wein, dafür einfach einer, der mir gut geschmeckt hat. Wer es mir gleichtun will, hat noch bis zum Sonntag, 4. November 2018, Zeit, um die diesjährige Basler Weinmesse zu besuchen.