Lara Uebelhart studiert an der Universität Basel Medienwissenschaften und Kulturanthropologie. Wenn sie nicht gerade in der Bibliothek lernt, ist sie oft im Fitnessstudio. Dort arbeitet sie als Trainerin und baut selber Muskelmasse auf.
Lara Uebelhart sitzt mir im Café Frühling in einer flauschigen Jacke und Sportleggings gegenüber und rührt in ihrem schwarzen Kaffee. Die 24-jährige wirkt entspannt und erzählt sehr offen aus ihrem Leben. Sie studiert momentan im 6. Semester Medienwissenschaften und Kulturanthropologie, betont aber, dass das Semester eigentlich egal sei: «Ich studiere eher so ein bisschen vor mich hin. Mein Ziel ist es schon, den Bachelor irgendwann abzuschliessen, Eile habe ich aber keine.»
Ursprünglich fing sie an der ETH Zürich ein Medizinstudium an, brach dieses nach einem Semester ab, bewarb sich dann bei mehreren Schauspielschulen, was aber auch nicht klappen wollte. Dann hat sie mit Kulturanthropologie und Musikwissenschaft in Basel angefangen – was aber auch nicht das Richtige war. «Ich habe im Wahlbereich viele MeWi-Veranstaltungen belegt und wechselte dann schliesslich von MuWi auf MeWi», sagt Uebelhart und lacht. Kulturanthropologie mag sie, weil es so lebensnah sei. Darum sei sie daran hängen geblieben.
Eine sportliche Journalistin und Podcasterin
Die Studentin wohnt in Kleinbasel, die Miete erarbeitet sie sich als Fitnesstrainerin und freie Journalistin: «Ich schreibe seit ein paar Jahren für die ‹Volksstimme›, ein Oberbaselbieter Blättchen.» Die Journalismus-Erfahrung ist spürbar: Als sie auf meine erste Frage ausführlich geantwortet hat, meint sie: «Gell, du musst mich bremsen, wenn ich zu viel rede, aber ich weiss, dass es schwierig sein kann, gute Antworten zu kriegen.»
Ein weiterer wichtiger Bestandteil in Uebelharts Leben ist die Kultur. Sie spielt Blockflöte und hat mit dem Instrument das Musikgymnasium absolviert. Auch das Theater gehört zu ihren Leidenschaften, die zwar in den letzten Monaten etwas in den Hintergrund getreten sind, aber auch wieder mehr Raum einnehmen sollen. Und dann gibt es da noch die Podcasts.
Podcasts sind ein ständiger Begleiter für Uebelhart: «Bei meinen Lockdown-Spaziergängen habe ich immer Podcasts zum Thema Bodybuilding gehört, um mich weiterzubilden. Oder zumindest fast immer, manchmal musste es auch einfach mal ‹ Gemischtes Hack› sein.» Aber nicht nur als Konsumentin mag sie das Format: Zusammen mit ihrer Schwester hat sie auch ihren eigenen Podcast. Im unregelmässig erscheinenden «weder übel no hart» unterhalten sie sich auf Schweizerdeutsch über Themen, die ihnen am Herzen liegen.
Die Idee zum Podcast kam ihnen, weil sie zusammen pausenlos reden können. «Manchmal ist es wirklich schlimm, weil wir einfach nicht aufhören können zu labern», sagt Uebelhart über die Endlosgespräche. Weil diese Konversationen sie oftmals auch sehr weiterbringen, wollen sie andere Menschen an ihnen teilhaben lassen: «Vielleicht können andere Leute auch etwas davon mitnehmen. Und wir reden ja sowieso miteinander.»
Einen weiteren Nebenjob hat sie auf dem Unimarkt gefunden. Dort war eine Rezeptionsstelle beim «Fitorama», einem Fitnessstudio, ausgeschrieben. Nach der Probezeit wurde Uebelhart gefragt, ob sie nicht eine Ausbildung zur Trainerin absolvieren wolle. Durch ihr eigenes Interesse an den Themen Training und Ernährung lag dieser Schritt nahe. Der Job gefällt ihr: «Ich finde es toll, dass ich so einen starken Austausch mit den Menschen habe, die ich trainiere. Das ist beim Einzeltraining sehr schön.»
Die Liebe zum Bodybuilding
Sportlich war Uebelhart schon immer. Als Kind hat sie im Verein Geräteturnen gemacht und später jahrelang intensiv Volleyball gespielt. Im Sommer 2019 kam dann der Wunsch nach einer zusätzlichen sportlichen Challenge auf. Sie fing an, ins Fitness zu gehen und entdeckte dabei ihre Freude am Training: «Ich habe ursprünglich gar nicht erwartet, dass mir das gefallen würde. Ich dachte, ich würde es mega lame finden.»
Der Fokus im Training lag von Anfang an auf dem Muskelaufbau, ein Thema, mit dem sie sich auch in der Küche auseinandersetzte. Über Podcasts und Instagram entdeckte sie dann die Nische Bodybuilding. Während die Gyms in den Lockdowns geschlossen waren, vergrösserte sie ihr theoretisches Wissen, um danach noch besser durchstarten zu können. Im Juli 2021 holte sie sich einen Coach an die Seite, der sie seither auf wöchentlicher Basis betreut. Das sei sehr erleichternd: «Er sagt mir genau, was ich machen muss. Ich führe meistens einfach aus und muss nicht selber überlegen und Entscheidungen treffen.»
Zukunft auf der Bühne
Diesen Herbst stand Uebelhart dann auch zum ersten Mal als Bodybuilderin auf der Bühne: An den insgesamt vier Wettkämpfen in England, Österreich und der Schweiz konnte sie auch ihre ersten Platzierungen holen. So erreichte sie an der Schweizer Meisterschaft der SNBF den 3. Rang.
Dabei hat sie auch gemerkt, dass alles, was sie bisher in ihrem Leben gemacht hat, einen Einfluss aufs Bodybuilding hat: «Die Theater- und Konzerterfahrung bringt mir extrem viel auf der Bühne, weil ich eine bestimmte Confidence und Präsenz habe. Aber auch das Geräteturnen hat mir, obwohl ich dabei komplett talentfrei war, eine gewisse Körperbeherrschung mitgegeben.»
Uebelhart freut sich auf die Zukunft: «Ich bin noch eine Anfängerin im Sport. Aber ich habe jetzt rausgefunden, dass ich Potenzial habe und, wenn ich Zeit investiere, das nächste Mal auf der Bühne noch mehr rausholen kann.» Langfristig sei ihr Ziel, mehr Muskeln aufzubauen – und weiterhin Freude daran zu haben. «Nächstes Semester werde ich sehr wahrscheinlich in Wien studieren. Darauf freue ich mich sehr, da kann ich auch das Bodybuilding weitertreiben. Und sonst mal schauen, wo es mich so hin verschlägt. Ich gehe da einfach mit dem Flow.»