Spätestens mit der Fantasy Basel hat ein ganz bestimmtes Hobby eine grosse Plattform in der Schweiz erhalten: Cosplay. Was sich hinter dieser Verkleidungskunst verbirgt, versuche ich vor Ort bei einem Cosplayevent herauszufinden. Ausserdem treffe ich Archäologiestudentin Celine. Sie ist selbst Cosplayerin.
Cos- was?
Wähl dir deinen Lieblingsfilm-, Manga-, Anime- oder Computerspielcharakter aus. Selbstkreierte Figuren sind auch erlaubt! Besorge dir nun das Kostüm zu diesem Charakter und schlüpfe für kurze Zeit in dessen Rolle. Was für viele absurd klingen mag, ist seit mehr als zwei Jahrzehnten ein wachsender Trend aus Japan und wird auch in der Schweiz immer bekannter. Während vor einigen Jahren nur in den grösseren Städten Gruppierungen in diesem Bereich bestanden, gibt es heute Events im ganzen Land, die ganz schön erfolgreich sind.
Zum Beispiel BeauMonde…
Dazu zählt nun seit diesem Jahr auch die BeauMonde in Volketswil. Im Zürcher Oberland entdecke ich mir fremde Welten. Zunächst einmal wirkt die Veranstaltung wie ein Mittelalterfest, doch anstelle von Rittern treffe ich auf andere Wesen. Die Cosplayer werden von den nicht verkleideten Personen bewundert, immer wieder werden Fotos mit ihnen geschossen. Neben Anime- und Steampunkcharakteren sind auch Film- und Serienfiguren vertreten. Mir fallen vor allem die Charaktere auf, die mich durch Kindheit und Jugend begleitet haben: Pikachu, Captain Jack Sparrow, Freddie Krueger. Ich bestaune alles mit grossen Augen. Eine Frau mit spektakulärer Verkleidung erzählt mir, dass sie sich die Ziegenbeinstelzen selber geschnitzt und bemalt hat. Ich bin baff. So viel Geduld hätte ich nie.
Die Liebe zum Detail
Wenige Wochen später und zurück in Basel treffe ich „Crazy Twinkle Star“, oder, wenn nicht gerade Cosplayerin, Celine. Sie studiert an der Universität Basel Archäologie im 5. Semester und erzählt mir von ihrem Hobby. An die BeauMonde habe sie es leider nicht mehr geschafft, aber an der Fantasy Basel war sie unter anderem als Arya Stark (Game of Thrones) unterwegs. Überhaupt, die Charaktere wählt sie sich selbst aus, je nachdem, wer ihr gerade gefällt. «Cosplay erzeugt die Möglichkeit, dein Aussehen komplett zu verändern und optisch zumindest eine ganz andere Person zu werden». Als kleines Kind habe sie sich schon gern verkleidet, doch erst durch eine Freundin im Jugendalter zum traditionellen Cosplay gefunden. Aber: Cosplay ist nicht gleich verkleiden. «Wenn du einen Charakter nachahmst, dann möglichst detailgetreu. Bei der Fasnacht ist das nicht so wichtig, hier schon.»
Kreative Leidenschaft
Celine macht sich ihre Kostüme sogar selbst. Dabei schneidert und arbeitet sie mit allen möglichen Materialien. Für sie ist es eine Möglichkeit, sich auf eigene Art und Weise kreativ zu betätigen und an Veranstaltungen Kontakte mit Gleichgesinnten zu knüpfen.
Mir sind an der Verkaufsständen der BeauMonde vor allem die Preise der Kostüme aufgefallen, erzähle ich ihr. «Cosplay ist teuer und zeitaufwändig. Würde ich nicht arbeiten und noch zu Hause wohnen, ginge das wohl nicht. Man muss wirklich mit Leidenschaft dahinter stehen.»