Das bedingungslose Grundeinkommen – Teil II
Die entscheidende Frage beim Thema Grundeinkommen ist ja, wie fleissig wir noch wären, hätten wir jederzeit das Recht auf monatlich 2500 Franken. Würden wir es gemütlicher nehmen und uns mehr Freizeit genehmigen? Oder mit doppeltem Eifer weiterarbeiten und studieren? Davon hängt am Ende auch ab, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen bezahlbar wäre.
Gegner der Initiative stellen sich schreckliche Szenarien vor: Menschen, die in Drogen und Alkohol versinken, weil die Arbeit sie nicht mehr vom Trinken abhält. Frauen, die lieber Vollzeit-Mami sind, als produktiv zu sein. Jugendliche, die nur noch feiern und schlafen. Die Schweizer Arbeitsmoral, die flöten geht.
Die Befürworter malen sich das Leben mit dem BGE in schöneren Farben aus: Wie wir die Ideen und Projekte, die uns am Herzen liegen, endlich umsetzen können. Wie unsere Arbeit uns erfüllt. Wie wir für unsere Familie da sind, wenn sie uns braucht. Wie wir uns Kreativität plötzlich leisten können und wunderbare Dinge hervorbringen.
Ich habe Zweifel daran, ob irgendjemand, seien es die Befürworter oder die Kritiker, abschätzen kann, wie die Schweizerinnen und Schweizer mit den neuen Freiheiten umgehen würden. Immerhin geht es um ein paar Millionen Menschen aller Altersklassen und mit den unterschiedlichsten Geschichten. Leute, die seit Jahren auf dem Bau arbeiten, selbstständige Informatiker, Coiffeusen, Opas mit Gehilfen, junge Chirurginnen, Teenager die oft die Schule schwänzen, angehende Künstler…
Um nicht ganz im Dunkeln zu tappen, kann man aber immerhin in sich gehen und überlegen, wie man selbst reagieren würde auf 2500 Franken unbedingt. Es ist auch spannend, im Freundeskreis herumzufragen. Nicht, dass das dann auf die ganze Nation zutrifft, aber besser als zu theoretisieren ist es allemal.
Also. Ich selber: brauche schon ordentlich Leistungsdruck um etwas zuwege zu bringen. Das habe ich gemerkt, als ich selbstständig an meinen Bachelorarbeiten schreiben musste. Im Sommer! Als man baden gehen konnte! Und im Park grillieren! Tatsächlich würde sich für mich aber wenig ändern mit dem Grundeinkommen. Ich würde ja trotzdem arbeiten wollen nach dem Master. Ich werde viel Geld brauchen um mir endlich teure Hobbys leisten zu können. Einen riesigen Gemüsegarten zum Beispiel, ich hätte auch gerne ein Kanu, einen grossen Hund (plus Qualitätsfutter), eine Töpferschreibe und vielleicht ein paar Obstbäume, endlich ein anständiges Fahrrad… 2500 Franken monatlich sind nicht genug.
Meine Freunde: Also die meisten meiner Freunde würden weiterstudieren wollen und danach Arbeiten. Die eine oder andere würde den Studiengang abbrechen und einen anderen anfangen (und dann vielleicht nochmal abbrechen und wieder einen neuen anfangen). Eine Freundin hat gesagt, sie würde sich nach dem Studium ein paar Jahre lang der Kunst widmen, eine Freundin würde sich einen Bauernhof kaufen, Selbstversorgerin werden und Honig produzieren. Jemand würde teilzeit studieren und sich nebenbei politisch engagieren. Jemand würde (das ist jetzt aber nur eine Vermutung) nach ein paar Jahren aufhören zu arbeiten um ein Buch zu schreiben. Jemand anders würde für ein paar Monate verreisen, sich dann aber langweilen und wieder anfangen zu arbeiten. Und noch jemand würde aufhören Englisch zu studieren und einen Lieferservice gründen.
Im Guten und Ganzen würden die meisten auf lange Sicht mehr verdienen wollen als 2500 Franken und sich deswegen weiterhin Mühe geben mit der Ausbildung und im Job.
Und du? Was würde sich mit dem Grundeinkommen für dich ändern? Und für deine Freunde? Deine Eltern? Für Opa und Oma?
2 Kommentare
Mo, 8. Juli 2013 / 11:03 Uhr
Ich hätte auf jedenfall nicht mehr so Angst davor schwanger zu werden! Mit dem Grundeinkommen (mir und dem Kind) wäre ich unabhängiger (vom Mann und Arbeit, Krippe etc.) als jetzt.
Jetzt, da ich noch keine Familie habe, würde ich mit Grundeinkommen wohl mein Studium beenden dass ich vor Jahren aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste, oder mich in meinem Beruf weiterbilden/ selbständig machen. Vielleicht würde sich auch nichts ändern und ich würde weiterhin einfach arbeiten gehen ?!
Mo, 19. August 2013 / 21:34 Uhr
Zweifellos eine wichtige Sache! Was mir alnidrelgs zu denken gibt: Der Server ist ste4ndig fcberlastet, ich konnte mich daher z.B. noch nicht eintragen.Das zeigt nicht nur, dass viele Leute ffcr das bedingungslose Grundeinkommen sind, sondern auch, dass mit der vorhandenen technischen Umsetzung gerade die Petitionen behindert werden, die von vielen unterstfctzt werden.Ob das Absicht ist?fragt sichFokko