Wenn’s am Mäntig 4i schloot: Fasnachtsfieber beim Schnitzelbangg-Obmann

Schnitzelbank bei Auftritt mit Helgen
Dürfen an der Fasnacht natürlich nicht fehlen: die Schnitzelbängg (Bild: Saskia Durisch).

Edi Etter ist seit über fünf Jahren Obmann des Schnitzelbank-Comités. Nach drei aussergewöhnlichen Jahren freut er sich auf die erste «normale» Fasnacht seit langem, redet über seine Fasnachts-Familienvergangenheit und wie ein wilder Bangg ins Programm aufgenommen wird.

Beim Café Beschle warte ich gespannt auf Edi Etter. Er ist der Obmann des Schnitzelbank-Comités und leitet die Schnitzelbankgesellschaft. Während ich warte, ziehen verschiedene Menschen an mir vorbei und ich frage mich immer wieder: Ist dies wohl Edi Etter?

Irgendwann fährt ein gutgelaunter Herr reifen Alters mit seinem Velo vor das Café. Er steigt vom Velo ab, zündet sich eine Zigarillo an und tippt gemütlich auf seinem Smartphone vor sich hin. Nach einer Weile läuft er mir entgegen, grinst und meint: «Sie müssen wohl Frau Durisch sein.» Wir gehen ins Café und sprechen in der nächsten halben Stunde über die Fasnacht, Schnitzelbänggler und Edi Etters Platz in dieser Szene.

Edi Etter

Edi Etter, Obmann der Comité-Schnitzelbänke, erzählt von Schnitzelbängg, Fasnacht und Dernièren (Bild: Saskia Durisch).

Ein Mann mit Basler Fasnachts-Tradition

Der 60-jährige Edi Etter ist ein Urgestein in der Fasnachtswelt und er beginnt gleich, über seine Verbundenheit mit Basel und der Fasnacht zu erzählen. «Ich stamme aus einer traditionellen Fasnachtsfamilie›». Seine Grosseltern mütterlicherseits waren bereits vernarrte Fasnächtler und als Malermeister und Schneiderin hatten sie die perfekten Berufe für die Fertigung von Fasnachtskostümen.

Seine Vorfahren seien auf Fastnachtsbällen mit der ganzen Familie durch aufwendige Larven und Kostüme aufgefallen. Zu dieser Zeit fand die Fasnacht auch noch im Gundeli statt. Fasnachtsbälle waren ebenso Teil der Tradition wie die Schnitzelbänke und der Cortège.

Vom Pfyffer zum Organisator

Hineingeboren in eine von der Fasnacht begeisterte Familie, lernte Edi Etter bereits in seinen Jugendjahren das Piccolo-Spielen. «Schon lange gehörte ich der Clique Alti Glaibasler an und steckte viel Zeit ins Proben und Musizieren.» Heute kann Etter aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Clique pfeifen und läuft daher im Vortrab mit. Daher kam es ihm gelegen, als Mitglied des Schnitzelbangg-Comités mitzuwirken.

Als Cliquen-Fasnächtler, erklärt Etter, habe er lange nicht viel mit den Schnitzelbängg zu tun gehabt. «Durch Freunde bin ich dann zum Schnitzelbank-Comité gekommen.» Generell gäbe es drei Arten an Mitgliedern: ehemalige Bänggler*innen, Künstler*innen und Organisator*innen. Etter gehört letzteren an. Sie organisieren die Routen der Bänggler, inklusive der Auftritte im Theater und Schauspielhaus am Montag, Mittwoch und Samstagabend.

Das weitbekannte Nachwuchsproblem

Während es in den 1970er Jahren noch rund 40 Comité-Schnitzelbänke gab, sind es heute noch etwa 20. «Auch die Fasnachtsszene kämpft mit Nachwuchsproblemen. Es gibt wenige neue Schnitzelbängg, egal ob die Personen dahinter jung oder alt sind. Wahrscheinlich wird das in Zukunft unser grösstes Problem werden.» Als Grund dafür vermutet Etter, dass viele Leute heute nicht mehr ihr ganzes Leben in ein und derselben Stadt leben. Deshalb gäbe es auch weniger traditionelle Fasnächtler*innen. «Natürlich ist es auch mit viel Aufwand verbunden, einen Schnitzelbangg auf die Beine zu stellen. Viele können diese Zeit nicht mehr investieren.»

Wie wird man zum*r Schnitzelbänggler*in?

Eigentlich jedoch sei es ziemlich einfach, einen Schnitzelbangg zu gründen. Man kann sich beim Schnitzelbank-Comité melden und dann würden erstmal Texte, Kostüm und Helgen (das sind die Bilder, die zu jedem Bangg gezeigt werden) begutachtet. Das Comité nimmt dabei auch eine unterstützende Rolle ein. «Meldet sich ein neuer Schnitzelbangg bei uns, beraten wir auch gerne.»

Ein anderer Weg sei die «Wild Card». Sie gilt besonders für bereits existierende Bängg, die von offiziellen Comité Schnitzelbängg entdeckt und vorgeschlagen werden. Ein solcher Bangg ist das «Dintelimpli». Es trat im 2022 das erste Mal als Comité Schnitzelbank auf und überraschte mit seinem Auftritt. «Das Dintelimpli hat im letzten Jahr grandios abgeliefert. Das macht das Bängglern aus: Am schönsten ist es, wenn dein Publikum wegen deiner vorwitzigen, frechen Sprüche Tränen lacht.»

Mehrere Tickets nebeneinander.

Wer sich noch ein Ticket ergattern möchte, sollte schnellstmöglich bei der Theaterkasse vorbeischauen. Einige Tickets sind noch erhältlich (Bild: Saskia Durisch).

Die Comité Schnitzelbängg während der Pandemie und im 2023

Nach zwei fasnachtsfreien Jahren und der Ausgabe 2022, wo einige Schnitzelbängg wegen der Planungsunsicherheit fehlten, gibt es dieses Jahr endlich wieder ausgiebig Schnitzelbängg. «Was besonders toll ist: Dieses Jahr haben wir einen Schlussabend mit einer speziellen Verabschiedung. Die Gasladärne, unser ältester Schnitzelbangg, beendet seine 45-jährige Karriere dieses Jahr und tritt zurück.»

Wer sich daher noch Tickets für die Veranstaltungen im Theater oder Schauspielhaus ergattern möchte, sollte schnellstmöglich bei der Theaterkasse vorbeigehen, um die «Gasladärne» ein letztes Mal live miterleben zu dürfen.

Saskia Durisch

Saskia Durisch

Neugierig und Unvoreingenommen durchs Leben ziehen: Diesem Motto versucht Saskia treu zu bleiben. Neben den faszinierenden Vorlesungen in der Biologie geniesst sie auch gerne ruhige Stunden im Garten oder eine Abkühlung beim Rhyschwimmen. Den kleinen und grossen Wundern des Lebens auf den Grund zu gehen und schriftlich weiter zu teilen ist ihre Passion. Daneben erlebt sie den üblichen Alltag einer jungen Erwachsenen mit vielen Interessen. Beim Gärtnern oder kochen im Studentenwohnheim, beim Wandern in den Bündner Bergen oder dem tanzen und Feiern auf Festen: Saskia ist bei allem gerne dabei und ihr wird selten langweilig.

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