Das Innenleben des Stabmixers

Eines Tages hat der Stabmixer aufgehört zu funktionieren. Erst hat er angefangen zu stottern und bald standen die Messerchen ganz still. Und dabei mag ich Kürbissuppe und Humus doch so gerne! Der Stabmixer wurde weggelegt, zuhinterst auf das oberste Tablar des Küchengestells, da wo nur ganz selten jemand hinschaut. Und das wäre auch schon das Ende der Geschichte, gäbe es nicht die reparierBar.

Denn, das muss ich zugeben, ich wär nie auf die Idee gekommen, mir den Stabmixer genauer anzuschauen. Das Innenleben dieser Geräte ist mir ein Rätsel, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Ich hab noch nie kein einziges Elektrogerät wieder zum Laufen gebracht, ich bin der Prototyp eines hilflosen Mitgliedes der Konsumgesellschaft – leider.

Doch jetzt gibt es ja eben diese reparierBar, ein Konzept was man eher aus Städten wie Berlin oder Amsterdam kennt, das vor kurzem aber auch in Basel angekommen, ist. Das Prinzip ist wahnsinnig einfach, es funktioniert so, dass Freiwillige helfen, Elektrogeräte und Textilien wieder in Stand zu setzen, damit diese nicht auf dem Müll landen.

Ich hab also den Stabmixer in die Tasche gepackt und bin damit zum Quartiertreff Burg, in der Nähe vom Wettsteinplatz. An manchen Samstagmorgen, während zwei oder drei Stunden, stehen da zwei grosse Tische mit allerlei Werkzeug, Lampen und solchen Sachen. Daran sitzen ein paar Leute, die sich konzentriert über irgendwelche Gegenstände beugen und schrauben und nähen und löten.

So viel Werkzeug und Expertise hätte es eigentlich gar nicht gebraucht, um meinen Mixer zu reparieren. Marjon Neijt, eine der Freiwilligen der reparierBar brauchte nur einen kurzen Blick um zu sehen, dass die Verbindung zwischen Aufsatz und Gerät nicht mehr funktioniert, dass die Zahnräder so abgenutzt sind, dass sie frei drehen und die Energie vom Motor nicht mehr auf das die Rädchen übertragen werden kann.

Um mir aber doch ein Bisschen mehr Einsicht zu geben hat sie mir geholfen, das Gehäuse aufzuschrauben um einen Blick auf den kleinen Motor werfen zu können. Das Gehäuse ist so verschraubt, zusammengeklickt und verleimt, dass man ziemlich beharrlich sein muss, um es überhaupt aufzubekommen. Es ist definitiv nicht vorgesehen, dass das Ding repariert wird. Marjon kennt aber die Tricks und besitzt auch den nötigen Spezialschraubenzieher. Ich komme mir ein bisschen wie ein Einbrecher vor, als wir es schliesslich schaffen, das glatte, weisse Gehäuse zu knacken. Ich breche quasi in meinen eigenen Mixer ein, was für eine verrückte Welt.

Schliesslich finden wir die Lösung für das Zahnrad-Problem, wir kleben die abgenutzten Teile einfach zusammen, dann kann man den Aufsatz zwar nicht mehr abschrauben, das macht aber eigentlich nichts. Marjons Mann Hans unterstützt uns bei der Umsetzung des Plans, er empfiehlt Zwei-Komponenten-Kitt. Zwei-Komponenten-Kitt! Was für eine tolle Erfindung, werde ich von jetzt an öfter benutzen.

Ich bin nicht die einzige, die glücklich den Quartiertreff verlässt. Einmal gab es sogar Tränen der Freude, als ein altes Grammophon, offensichtlich mit hohem emotionalem Wert, repariert wurde und zum ersten Mal seit Jahren wieder Töne von sich gab. Und am Tisch nebenan wird gerade ein Stofftier-Elefant verarztet, bestimmt wird sich der Besitzer sehr über den heilen Rüssel freuen.

Ich bin nicht nur zufrieden, weil der Stabmixer wieder geht, sondern fast schon ein bisschen euphorisch, weil ich zum ersten Mal erfolgreich etwas repariert habe (wenn auch mit der Hilfe von Marjon und Hans). Ausserdem ist es ein schönes Gefühl, dass nicht ein komplett neues Gerät hergestellt werden muss, mit neuem Motor, neuen Messern, neuem Alles, nur weil zwei kleine Plastikrädchen abgenutzt sind.

Am kommenden Samstag ist es schon weider so weit, die nächste reparierBar findet am 26. Oktober statt, von 10h – 12h.

Das reparierBar-Team freut sich über Leute, die ihre kaputten Geräte oder Textilien vorbei bringen und auch über Freiwillige, die helfen, Geräte zu reparieren. Um mitzuhelfen einfach eine E-Mail schreiben an: reparierbar@bluewin.ch

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