Calcutta Project: Freiwilligenarbeit in Basel für Kolkata

Delegiertenreise in Kolkata
Das Calcutta Project Basel hilft seit über 30 Jahren mit seiner Expertise in Kolkata (Bild: zvg).

Das Calcutta Project Basel unterstützt seit über 30 Jahren in Kolkata bedürftige Menschen mit einem niederschwelligen medizinischen Angebot. Mit dabei sind auch die Uni Basel-Studentinnen Anna und Daphne. Im Interview erzählen die beiden, wie sie zu dem Projekt kamen und welche Erfahrungen sie dabei machen konnten.

1991 gründeten Studierende der Universität Basel das Calcutta Project und sorgen seither in Zusammenarbeit mit der Partnerorganisation S.B. Devi Charity Home (SBDCH) dafür, dass sozial benachteiligte Menschen in Kolkata eine medizinische Grundversorgung erhalten. Im Fokus ihrer Arbeit stehen vier Projekte, um die Gesundheitssituation vor Ort zu verbessern. Seit 31 Jahren leisten die Studierenden jährlich 3’500 Stunden ehrenamtliche Arbeit und es gelangen bis zu 96% der Spendengelder direkt an die Projekte. Mittlerweile verzeichnen sie eine Quote von 4’525 medizinischen Behandlungen im örtlichen Ambulatorium. Zu ihren Projekten gehören:

  • das Ambulatorium mit homöopathischer und westlicher Medizin und einem Mutter-Kind-Programm für die Basisgesundheit, Prävention und Beratung
  • eine Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen im Sonagachi-Quartier
  • ein schulärztlicher Dienst mit präventiven Aktivitäten zu Hygiene und Ernährung
  • der Konika-Kinderhort und Kindergarten für die Kinder der Sexarbeiterinnen

Medizinstudentin Anna Csizy und Psychologiestudentin Daphne Stern engagieren sich seit über vier Jahren neben ihrem Studium für dieses Projekt. Im Gespräch mit dem Beast-Blog erzählen sie, wie sie zum Calcutta Project kamen, was sie in den vergangenen Jahren erleben durften und wie Studierende konkret in einer NGO mitarbeiten können.

Anna und Daphne sitzen hinter einer Bank.

Anna (links) und Daphne bei einem Schulbesuch (Bild: zvg).

Was hat euch dazu bewegt, Teil des Calcutta Project Basel zu werden?

Daphne: Ich bin 2018 durch persönliche Beziehungen auf das Projekt aufmerksam geworden. Die familiäre Organisation des Calcutta Projects ist mir sehr sympathisch. Die enge Zusammenarbeit mit den indischen Partner*innen und der transparente Umgang mit den dortigen Projekten haben mein Interesse geweckt, Teil des Teams zu sein.

Anna: Ich bin 2017 durch den Infomarkt am ersten Unitag auf das Projekt gestossen. Zuvor war ich bereits mehrere Monate in Indien und hatte dort schon das Land, die Kultur und die Menschen lieben gelernt. So kam das Eine zum anderen – ich wollte den Bezug zu diesem Land behalten. Dank meinem Medizinstudium kann ich Beruf und Privatleben verbinden und mein Fachwissen einbringen.

Prägt euch das Engagement auch privat?

Daphne: Ja, denn es führt dazu, dass man sich aktiv mit der Thematik Sexarbeit und Bildung auseinandersetzt und über die eigene Situation nachdenkt. Es ist nicht ein kompletter Augenöffner gewesen, weil uns bewusst war, dass die Situation in der Schweiz eine ganz andere ist. Aber die Delegationsreise nach Indien und die Arbeit beeindruckten uns und wir schätzen die neuen Freundschaften, die dadurch entstanden sind. (Anna nickt zustimmend.)

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der indischen Partnerorganisation und was sind bisherige Erfolgserlebnisse? 

Anna: Wir hier in Basel kommunizieren direkt mit der Partnerorganisation SBDCH in Kolkata. Das SBDCH setzt sich aus indischen Mitarbeitenden sowie Ärzt*innen vor Ort zusammen. Viele davon haben mit ihrer Arbeit im SBDCH eine feste Anstellung und bekommen einen fixen Lohn. Mittlerweile ist das SBDCH bekannt und es kommen nicht nur Menschen aus der direkten Nachbarschaft, sondern nehmen auch weitere Wege auf sich. Ein Erfolgserlebnis ist sicher, dass das Bewusstsein für Gesundheit und die Wichtigkeit der Präventionsarbeit gewachsen ist. Eines der besten Erlebnisse ist es, zu sehen, wie die Kinder von Konika aufwachsen und wie sie ihren Schulabschluss machen.

Daphne: Die vier Projekte haben das Ziel, die momentane Situation der Menschen in der Sexarbeit zu verbessern. Mittels Präventionsarbeit, Workshops zu sexuell übertragbaren Infektionen und anderen gesundheitsrelevanten Themen. Zusätzlich sollen auch die Kinder durch ein schulisches Bildungsangebot die Möglichkeit erhalten, einen anderen beruflichen Weg einschlagen zu können.

Frau schaut einem Mädchen in den Mund mit einer Taschenlampe.

Gesundheitscheckup während eines Schulbesuches des HCPSC Projekts (Bild: zvg).

Was ist für Euch der Reiz am Projekt?

Anna: Das Calcutta Project Basel bietet einen hautnahen Einblick in die Arbeit einer NGO und wie die internationale Zusammenarbeit funktioniert. Unser Team legt grossen Wert darauf, den sozialen Kontakt untereinander zu fördern und so auch neue Freundschaften fürs Leben zu knüpfen. Es können sich alle einbringen und so das Projekt gemeinsam zum Wachsen bringen. Zeitlich ist es neben einem Vollzeitstudium und einer Nebentätigkeit gut machbar. Erlebnisse wie eine Indienreise, wie wir unsere Arbeit organisieren oder die vielen interkulturellen Erfahrungen sind etwas Einmaliges.

Daphne: Dank dem Calcutta Project werden die Menschen darin unterstützt, dringend benötigte Arbeit leisten zu können – Gelder werden dorthin umverteilt, wo sie sinnvoller eingesetzt werden können. Corona hat mir gezeigt, wie wichtig unsere Arbeit ist. Weil wir in der Schweiz unentgeltlich arbeiten und die Leute weiterhin spendeten, konnten wir den Angestellten in Indien die Gehälter weiterhin ausbezahlen. Die Schulen waren zwar geschlossen, aber die Ausbildung wurde durch Online-Schooling aufrechterhalten und die Kinder im Hort hatten einen sicheren Ort, auch während der Pandemie. Solche Erfahrungen sind es wert, Teil des Projektes zu sein. Ich kann es allen nur wärmstens empfehlen.

Wenn Beast-Leser*innen das Projekt unterstützen wollen: Was können sie tun?

Anna: Es sind alle Studierenden herzlich willkommen, egal von welcher Hochschule. Wir haben keine Semesterbeschränkung, die NGO steht für alle Fachbereiche offen und es braucht kein Vorwissen. Alles was nötig ist, ist das Interesse, das Calcutta Project aktiv mitzugestalten und somit die wichtige Arbeit in Indien überhaupt möglich zu machen. Wir haben zwei Arbeitsgruppen: das Public Relations und Fundraising-Team und die Fachkommission, die sich mit den vier Projekten auseinandersetzt und in Kontakt mit den Ansprechpartner*innen in Indien steht.


Wenn Du Dich beim Calcutta Project Basel engagieren möchtest oder noch Fragen hast, findest Du alle Informationen und Kontaktdaten auf ihrer Webseite oder melde dich direkt bei Anna und Daphne.

 

Christin Kunnathuparambil

Früh war Christin klar, dass sie etwas machen will, mit dem sie anderen helfen kann. Im Jurastudium merkte sie dann, dass sie zwar sehr viel Literatur lesen muss, aber auch oft diskutiert wird – ganz zu ihrer Freude. Wenn sie nun doch einmal die Nase voll von den vielen hundert Seiten hat, dann entspannt sie sich gerne bei einem guten Film, gemütlich bei Freunden, in der Welt der Kunst oder beim Reisen in ferne Länder oder in ihre Heimat Indien.

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