Von der Theorie zur Praxis: das dritte Jahr des Molekularbiologie-Studiums

Saskia vor Schrankwand mit Zetteln
§Was nach einem Jahr Blockkurse übrig bleibt: Viele neue praktische Erfahrungen und die Theorie, die vor Prüfungen jeweils auf Zettelchen an meinem Schrank niedergeschrieben stand. 

Mäuse sezieren, Bakterien züchten, molekulare Techniken in der Biologie erlernen und verschiedene Themengebiete der Molekularbiologie besser kennenlernen: All diese Themengebiete werden in den Blockkursen im 3. Jahr des Biologiebachelors angeschaut. Welche Highlights und Durststrecken es in diesem Jahr gibt, zeigt euch Bloggerin Saskia in diesem Beitrag.

Als ich im Herbst 2022 zum ersten Mal wieder an der Uni war und mit den Blockkursen begann, hat es mich fast erschlagen. Innerhalb von den ersten drei Wochen wurden uns die strukturbiologischen Details in Form von Vorlesungen nähergebracht. Dabei hatten wir von 8 Uhr morgens bis im späteren Nachmittag Frontalunterricht und keine Praxis.

Im ersten Moment war ich enttäuscht: Ich hatte mir gedacht, dass wir nun endlich etwas mehr im Labor stehen und uns den Techniken der Biologie widmen. Nach den ersten drei Wochen änderte sich dies aber: Es folgten Tage, in denen wir nur praktisch arbeiteten und strukturbiologische Geräte wie Kernspinresonanz, Mikroskope oder Datenanalyseprogramme brauchten. Alle vier Blockkurse waren sehr unterschiedlich strukturiert und auch ganz unterschiedliche Organismen wurden verwendet: Von Fruchtfliegen über Bakterien, bis hin zu Muskeln von Mäusen.

Strukturbiologie: 3 Wochen Theorie, 3 Wochen Praxis

Biochemie: jede Woche anders, Schwerpunkt: Praxis

Microbiology & Immunology: alle 3 bis 4 Tage verschieden, Schwerpunkt: Praxis & Report

Developmental Biology and Neurosciences: von Beginn an Programm kommuniziert, erste zwei Stunden morgens oft Vorlesung, danach Praxis, Schwerpunkt: Praxis, Journal Club & Präsentationen

Was ich gerne zuvor gewusst hätte …

Was mich dabei am meisten aus der Reserve lockte, war die erwartete Spontanität während vielen Wochen. In den meisten Blockkursen wusste man kurz vor der Woche noch nicht einmal den genauen Zeitplan. Vor allem für meine Termine und Pläne neben der Uni war das oft eine Herausforderung.

Von 8 Uhr morgens bis 18 Uhr abends konnte ich nie damit rechnen, Zeit für etwas neben dem Studium zu haben. Auch der Aufwand während der Kurse sollte nicht unterschätzt werden: Besonders das Schreiben von Arbeiten, sogenannten Reports, war teilweise sehr stressig, da die Labore oft eher zu wenig Zeit dafür einberechnet haben oder von Beginn an erwarteten, dass man den Report zuhause schreibt.

Als grosse Plus hatten wir jedoch nach jedem Blockkurs jeweils mindestens zwei Wochen Zeit, um uns auf die dreistündige Prüfung vorzubereiten. Daher konnte ich nach dem Blockkurs noch gut Zusammenfassungen schreiben und hatte genügend Zeit für die Prüfungsvorbereitung.

Praxis in allen Formen und Facetten

Trotz der geforderten Spontanität war das dritte Jahr des Biologiestudiums eine wunderbare Zeit. Die verschiedenen biologischen Techniken werden nirgendwo verständlicher, wie wenn einem ein PCR-Tube (ein kleines Gefäss für Proben) in die eine Hand und ein Protokoll mit den Anweisungen in die andere Hand gedrückt werden. Oft wiederholten sich die Techniken zwar auch, aber meist war der dahinterliegende Ansatz ein ganz anderer.

Ausserdem gehört es auch zum Laboralltag, immer wieder eine Gel-Elektrophorese durchzuführen oder sich um wachsende Zellen zu kümmern. Eine Gel-Elektrophorese wird nach einer Vervielfältigung von Erbgut (meist PCR) durchgeführt. Dabei kann ein Signal detektiert werden, wenn eine Vervielfältigung stattgefunden hat.

Auch die Mikroskopie kam gewiss nicht zu kurz. Verschiedenste Organismen mit oder ohne Mutationen konnten wir unter unterschiedlichen Mikroskopen begutachten. Besonders in Erinnerung blieb mir auch ein «Kunstcontest», den ein Lab mit uns veranstaltete. Dabei durften wir mit Bakterien, die verschiedene fluoreszierende (unter UV leuchtend) Proteine herstellten, eine Zeichnung malen.

Zwei Fruchtfliegen unter Mikroskop

Dank der gekurvten Flügel der Fliege können die wichtigen Phänotypen (Erscheinungsbilder) gefunden werden. Hier im Bild ist die Fliege mit den weissen Augen eine homozygote Mutante, die analysiert wurde (Bild: Saskia Durisch).

Der Austausch mit Master- und PHD-Student*innen

Was auch eine grosse Bereicherung war: Wir waren immer von Student*innen höherer Semester umgeben und lernten Labgruppen ganz neu kennen. Während der vier Blockkurse trafen wir wöchentlich neue Forschende und bekam schnell einen Einblick in ganz unterschiedliche Gruppendynamiken.

Wir waren stets umgeben von Biolog*innen, die meist selbst den Blockkurs besuchten und deswegen auch verständnisvoll bei etwaiger Demotivation nach der fünften Inkubationszeit (Wartezeit zwischen zwei Schritten) waren. Auch konnte ich mir dort einen wunderbaren Überblick über verschiedene Labgruppen machen und bis zum Ende des Jahres hatten so fast alle Student*innen aus meinem Blockkurs eine passende Gruppe für ihre Masterarbeit gefunden.

Mein Fazit: Es war eine tolle Erfahrung, nach dem eher trockenen Grundstudium im dritten Jahr in die Praxis eintauchen zu können und verschiedenste Techniken gesehen zu haben.

Saskia Durisch

Saskia Durisch

Neugierig und Unvoreingenommen durchs Leben ziehen: Diesem Motto versucht Saskia treu zu bleiben. Neben den faszinierenden Vorlesungen in der Biologie geniesst sie auch gerne ruhige Stunden im Garten oder eine Abkühlung beim Rhyschwimmen. Den kleinen und grossen Wundern des Lebens auf den Grund zu gehen und schriftlich weiter zu teilen ist ihre Passion. Daneben erlebt sie den üblichen Alltag einer jungen Erwachsenen mit vielen Interessen. Beim Gärtnern oder kochen im Studentenwohnheim, beim Wandern in den Bündner Bergen oder dem tanzen und Feiern auf Festen: Saskia ist bei allem gerne dabei und ihr wird selten langweilig.

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