In nur wenigen Tagen beginnt die wohl schönste Zeit im Jahr für die Basler*innen: die Fasnacht. Chris Peyer, ein waschechter Fasnächtler, verrät, was die Fasnacht so besonders macht und welche Tabus Neuzuzügler*innen umschiffen sollten.
Streicht es euch dick in eure Kalender: Am 27. Februar beginnt die Basler Fasnacht. Ich verbinde mit ihr viele Erinnerungen. Bereits als Kindergärtnerin liebte ich es, an der Fasnacht zu sein und jetzt als Studentin geht es mir noch immer gleich. Määlsuppe (Mehlsuppe), Faschtewääie (Fastenwähe) und die beliebte Ziibelewääie (Zwiebelwähe) sind für mich nicht hinwegzudenken. Aus den Gassen erklingen heitere Töne der Musizierenden und schon Wochen zuvor sehe ich Leute mit Blaggedde (Fasnachts-Brosche) an den Jacken. Wenn es dann endlich soweit ist, steht die ganze Stadt praktisch still und hat nur noch Augen für die «drey scheenschte Dääg».
Die «Blaggedde» ist übrigens eine Brosche und typisch für die Fasnacht. Jedes Jahr wird ein neues Sujet mit lokalen Themen zum Nachdenken entworfen. Die Einkünfte aus dem Verkauf dienen der Finanzierung der verschiedenen Cliquen. 2023 lautet das Sujet (das Motto) «Zämme im Taggt». Es soll aufzeigen, dass die Basler*innen seit Langem wieder uneingeschränkt Fasnacht machen können. Es sind die klassischen Fasnachtsfiguren vom Waggis, Ueli und Harlekin darauf zu sehen und das Metronom symbolisiert den Takt.
Ein Fasnächtler erzählt
Ich treffe mich mit Chris Peyer im Cliquen-Keller der «Junteressli». Er studiert Molekularbiologie an der Universität Basel und ist auch neben der Fasnacht musikalisch sehr aktiv durch den Uni-Chor und sein Hobby, das Klavierspielen.
Chris ist seit seinem siebten Lebensjahr Fasnächtler bei den «Naarebaschi» und hat dort das Trommeln gelernt. Chris begann in einem «Schyssdräggziigli» (zusammengewürfelte Gruppe, die nicht am Cortège, also dem Umzug, mitmacht), ging weiter zu den «Muggedätscher» und kam durch seine Mutter zu den «Naarebaschi». «In den meisten Fällen kommt jemand zu einer Clique durch Bekannte und die Familie», erklärt mir Chris. «Es ist halt so, dass es einfacher ist, von klein an dabei zu sein und sozusagen reinzuwachsen. Das ist aber keine Voraussetzung. Anders als das Verständnis von Baseldeutsch: Der ganze Unterricht und einfach alles wird im Baseldeutsch gemacht», so Chris.
Chris ist auch als Instruktor tätig: «Ich unterrichte das Trommeln bei den ‹Junteressli›. Chris unterrichtet die Altersgruppe «Junge Garde», das sind die Teenager unter den Aktiven. «Ich habe früher auch jüngere Kinder, die ‹Binggis› unterrichtet. Anfangs ist es wichtig, den Kindern den Spass richtig weiterzugeben. Die Leute an der Fasnacht sehen das Endprodukt – Alle trommeln und es tönt einfach alles super. Im Unterricht ist es aber eine lange Zeit nicht so: Wir über zu Beginn auf den ‹Böckli›, die wie Teller aussehen, dumpf tönen und wenig spektakulär sind. Mir liegt es am Herzen, den Kindern die richtige Portion an Motivation zu vermitteln, damit sie nicht enttäuscht sind», erklärt mir Chris.
Chris erzählt mir, dass eine Clique in der Regel durch das ganze Jahr hindurch aktiv ist. Nur während der Zeit zwischen Fasnacht und Ostern gönnen sie sich eine Pause. Danach legen sie aber wieder los mit dem Üben, Organisieren und Basteln. Die intensivste Zeit ist ab Weihnachten bis dann die Fasnacht da ist.
Auf meine Frage was denn die Fasnacht für Chris bedeutet, hat er mir Folgendes erzählt: «Fasnacht bedeutet für mich sehr viel. 2019 war ich in der Rekrutenschule und in diesem Jahr war ich während der ganzen Vorfasnachtszeit abwesend. Marschübungen, das Basteln, all die Veranstaltungen wie das ‹Drummeli› oder das ‹Charivari› waren nicht möglich. Die Fasnacht 2019 konnte ich zwar an zwei Tagen besuchen, sie ist jedoch völlig an mir vorbei! Für mich persönlich ist also die Fasnacht nicht nur auf diese drei Tage begrenzt, sondern verteilt sich übers ganze Jahr hindurch. Es ist zwar sehr zeitintensiv, aber ich lerne viele Leute kennen, mit den verschiedensten Hintergründen, die ich sonst nie treffen würde.»
Welche Tabus muss ich kennen?
Für Neubasler ist sicher einiges etwas ungewohnt und da taucht sicher die Frage auf, was denn nun erlaubt ist und nicht. Hier könnt ihr euch einige Tipps von Chris holen:
- Konfetti gibt es in Basel nicht. «Bei uns heissen sie Räppli.»
- «Bitte nicht durch die Formationen laufen. Wartet, bis eine Lücke kommt und erst dann die Strasse überqueren.»
- «Passive verkleiden sich nicht. Auch das Schminken oder die Karnevalsmasken von unseren deutschen Nachbarn sind fehl am Platz. Masken heissen bei uns ausserdem ‹Larven›.»
- «Eine ‹Blagedde› zu tragen ist sicher nicht schlecht.» So kannst du den Räppli entkommen (sonst ist die Gefahr gross, dass dich ein Waggis mit «Räppli» stopft) und unterstützt alle Aktiven mit deinem Beitrag. Wenn wir schon bei den Räppli sind:
- Es gehört sich nicht, Räppli vom Boden aufzulesen oder Leute, die eine Larve tragen, mit Räppli zu bewerfen.
- Für alle Tierliebhaber*innen: Lasst eure Hunde zuhause. Es ist zu stressig für sie.
Veranstaltungen
- Morgestraich: Am 27.2.23 um 4 Uhr in der Früh heisst es «Morgestraich: Vorwärts marsch!» In der verdunkelten Stadt leuchten einzig die Laternen und alle Cliquen spielen den «Morgestraich»-Marsch. Standorte für dieses Geschehen sind der Barfüsserplatz, der Marktplatz, der Rümelinsplatz, die Falkenstrasse oder die Freie Strasse.
- Cortège: Am Montag und Mittwoch ist von 13.30-18.00 Uhr der Cortège (Strassenumzug).
- Laternenausstellung: Die Laternen der Cliquen könnt ihr vom Montagabend bis Mittwochmorgen auf dem Münsterplatz bestaunen.
- Guggenkonzert: Am Dienstag findet von 19.30-23.00 Uhr an den drei Standorten Barfüsserplatz, Marktplatz und Claraplatz ein Guggenkonzert statt. Mein persönliches Highlight!
- Schnitzelbängg: Von Montag bis Mittwoch sind die typischen Basler Fasnachtswitze in Restaurants, Theatern oder Cliquenkellern zu hören.
- Endstraich: Die «drey scheenschte Dääg» enden am Donnerstag um 4 Uhr morgens.
Mehr zu all den Veranstaltungen gibt es hier.