Ins Ausland soll man gehen, einmalige Erfahrungen sammeln und Land und Leute kennenlernen. Aber wie organisiert man sich so einen Aufenthalt, wenn es nicht «von der Stange» sein soll? In ihrem Beitrag erzählt Gastautorin Delia, wie sie ihr Praktikum in Argentinien organisiert hat und gibt euch ein paar Tipps mit auf den Weg.
Je nach Studienrichtung ist es mehr oder weniger kompliziert, ein Auslandpraktikum zu finden. Bestimmte Fächer ergeben mehr Angebote und nicht immer kann das Praktikum oder Auslandsemester an der Uni Basel angerechnet werden. Dafür gibt es dann Programme wie IASTE, die einem den Organisationsprozess erleichtern.
Was aber, wenn man in ein Land will, das von IASTE oder anderen Angeboten nicht gedeckt wird? Oder wenn man schlicht nicht für die Organisation zahlen möchte und ein bisschen mehr Freiheit bei den Entscheidungen haben will? Mein Zielland Argentinien war von der IASTE im Jahr 2021 wegen COVID19 nicht abgedeckt und sowieso wollte ich den Aufenthalt lieber selber, flexibler organisieren.
Für Molekularbiologie gibt es praktisch keine Angebote für Auslandsemester, die an der Uni Basel angerechnet werden. Daher habe ich mich dazu entschieden, eigenständig ein Auslandpraktikum in Buenos Aires zu organisieren. An der Uni Basel fällt diese Art von Auslandaufenthalt unter «selbst organisiertes Praktikum ausserhalb Europas». Da ich Molekularbiologie studiere, war für mich klar, dass ich in ein Labor gehen möchte, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Schlussendlich habe ich eine Praktikumsstelle in der akademischen Forschung am Institute for Research on Genetic Engineering and Molecular Biology (INGEBI) gefunden und dort fünf Monate lang gearbeitet.
Nach meinen Erfahrungen mit diesem Praktikum gebe ich dir ein paar Tipps, wie du so ein Praktikum organisieren kannst.
Wohin soll es gehen?
Der erste Schritt ist, sich für ein Land zu entscheiden. Es ist auf alle Fälle einfacher, ein Land zu wählen, dessen Sprache du mehr oder weniger kannst – sowohl für den Aufenthalt selbst als auch für den Bewerbungsprozess. Je nach Branche wird erwartet, dass du die Landessprache zumindest halbwegs sprichst. In Argentinien wird auch in der Forschung meist Spanisch und nicht Englisch gesprochen.
Impressionen aus Argentinien, wo Delia fünf Monate lang arbeitete.
Bewirb dich auf Stellen
Im zweiten Schritt habe ich also eine Liste gemacht mit privaten und öffentlichen bzw. akademischen Forschungsinstituten in Buenos Aires und wenn vorhanden, Stellenausschreibungen. Anschliessend schrieb ich Blindbewerbungen an Forscher*innen, deren Labore mir interessant vorkamen. Wichtig dabei ist, klar zu kommunizieren, was du suchst und was du bieten kann. Eine Bewerbung für eine Festanstellung in einer Firma für die nächsten fünf Jahre ist also nicht sinnvoll, wenn du nur ein halbes Jahr bleiben kann.
Bewerbungen sind ein Thema ganz für sich: In der Schweiz gelten andere Normen als in USA und in Argentinien andere als in Kolumbien. Da hilft es, ein bisschen Recherche zu betreiben, um herauszufinden, was die Standards im Zielland sind. Wie formell muss das Anschreiben sein? Sollst du die Forscher*innen mit Vor- oder Nachnamen ansprechen?
Argentinien ist da eher locker: Eine junge Person mit Nachnamen anzusprechen oder zu siezen kann als Beleidigung rüberkommen. Via Email bekommt man dort seltener eine Antwort als wenn man eine WhatsApp-Nachricht schickt. All das kann von Land zu Land variieren und auch deshalb wiederhole ich meinen Tipp von vorhin: Die Sprache ein wenig zu können oder wenigstens zu lernen ist sehr hilfreich!
Nicht zu lange auf Antwort warten
Nachdem du also die Bewerbungen versendet hast, musst du erst mal auf eine Antwort warten. Meine persönliche Empfehlung dabei ist, nach einer Weile auch mal nachzufragen. Mails können untergehen oder vergessen werden. Nach ein, zwei Monaten höflich eine zweite Mail senden oder direkt anzurufen kann bestimmt nicht schaden. Von manchen Stellen – besonders im privaten Bereich der Forschung – habe ich nie eine Antwort bekommen. Andere haben geantwortet, hatten jedoch keine Kapazität, neue Mitarbeitende aufzunehmen. Doch schlussendlich braucht man ja nicht zehn, sondern nur eine Stelle.
Wie bezahle ich das?
Sobald du eine Stelle bekommen hast, kommt ein weiterer Aspekt ins Spiel, welcher die Universität Basel involviert: Wie finanzierst du den Aufenthalt?
Je nach Praktikum und Visavorschriften bekommt man Lohn oder nicht. Besonders viel wirst du als Student*in an einer Temporärstelle wohl nirgends verdienen. Doch dafür gibt es eine Lösung: ein Zuschuss der Uni Basel.
An der Uni Basel kannst du dich, wenn du eine Praktikumsstelle im Ausland zugesichert bekommen hast, für einen Zuschuss bewerben. Je nach Land und geschätzten Ausgaben variiert der Betrag, den du bekommst, doch eine finanzielle Hilfe für die Reisekosten kommt immer gelegen. Dafür brauchst du nicht viel mehr als eine schriftliche Bestätigung des Praktikums und ein Empfehlungsschreiben von einer*m Professor*in der Uni Basel.
Wenn Zuschuss und Praktikum steht und du dich um ein eventuelles Visum gekümmert hast, steht dem Aufenthalt eigentlich nicht mehr viel im Weg!
Im Praktikum arbeitete Delia mit Zebrafischen unter dem Mikroskop: Zebrafisch-Eiern wird ein Transgen injiziert (Bild 1), danach wird der 24 Stunden alte Embryo (Bild 2) und der 48 Stunden alte Embryo (Bild 3) untersucht.
Die Reise zum Praktikum
Zuletzt brauchst du einen Flug (oder Zug, wenn du in Europa bleibst) und eine Wohngelegenheit am Zielort. Entweder kannst du direkt ein Airbnb buchen oder online eine WG suchen. Wenn dir das aber zu umständlich ist, kannst du auch den*die Arbeitsgeber*in fragen, ob sie Tipps haben für eine Unterkunft oder temporäre Mietwohnung. Bestimmt lässt sich da gemeinsam etwas finden oder jemand an deiner zukünftigen Arbeitsstelle hat Platz für eine Person mehr.
Lass dich auf das Land ein
Um dich generell wohlzufühlen in einem neuen Land, in dem du ein paar Monate lang arbeiten wirst, ist Offenheit hilfreich. Damit meine ich nicht die Persönlichkeit, sondern die Bereitschaft und Neugierde, neue Menschen und Gewohnheiten kennenzulernen. Um jedoch schnell mit Leuten ausserhalb der Praktikumsstelle in Kontakt zu kommen, kann es von Nutzen sein, einen Sprachkurs zu besuchen, einem Sportverein beizutreten oder den lokalen Tanz zu lernen.
Ich habe in Buenos Aires Tangokurse besucht und bin einer lokalen NGO beigetreten, die ein Gemüsebeet auf dem Dach eines Gebäudes pflegt. So konnte ich Kontakte zu verschiedenen Menschen in unterschiedlichen Lebensstadien knüpfen und hab Freunde gefunden, mit denen ich immer noch in Kontakt bin.
Ein Auslandpraktikum ist also nicht nur ein Pluspunkt auf deinem CV, sondern eine spannende Erfahrung, auf die du bestimmt noch lange zurückblicken wirst. Neben Arbeitserfahrung kriegst du einen vertieften Einblick in ein fremdes Land und lernst neue Freunde auf der ganzen Welt kennen.