Mord und Totschlag – SMSC Basel 2017

Ob CSI Miami, Navy CIS oder Bones: Die entscheidenden Hinweise zur Tätersuche am Bildschirm liefert stets die Rechtsmedizin. Wem Fernsehserien nicht spannend genug sind und einen Einblick in die Forensik und Rechtsmedizin bekommen wollte, konnte an der Swiss Medical Students Convention (SMSC) Basel mit  Rechtsmedizinern, Polizisten, Präparatoren und Juristen diskutieren . Wie 250 Studierende drei Tage lang Mordfälle aufklärten und was Dr. Kunz im Vice Club so trieb, liest du hier:  

Die SMSC findet zweimal im Jahr an unterschiedlichen Universitäten statt. Am letzten Oktoberwochenende, pünktlich zur Eröffnung der heiss geliebten Herbstmesse und mit viel gruseliger Halloweenstimmung, konnte man die Veranstaltung in Basel geniessen. Bei der SMSC setzt man sich drei Tage lang mit einem bestimmten medizinischen Thema auseinander und knüpft dabei Kontakte zu anderen Medizinstudierenden aus der Schweiz. Und natürlich kann man sich auch kulinarischen Hochgenüssen hingeben und sich grossen Mengen an Wein und Bier widmen – also einfach mal Student/In sein.

Ein Krimi in drei Akten

Tatort

Am Freitagabend war der Treffpunkt für alle Teilnehmenden im Verso (formerly known as Skubar). Die süsseste Studentin auf Erden (klein, blond, blaue Augen, ein Engel ohne Flügel) mit ganz viel Händchen für weitere süsse Sachen hatte die ganze Dekoration für das Wochenende organisiert. Du musst dir das Event also folgendermassen vorstellen: Überall, wo es möglich war, gab es Ballone (teilweise mit Helium gefüllt), einen grossen Blumenstrauss, mit Laubblätter dekorierte Kerzen, farbige Kürbisse, neon-leuchtende Skelette an den Wänden, sogar ein ‚Süsse Träume‘-Banner hing am Eingang zur Turnhalle, wo die meisten Teilnehmenden übernachteten. Schrecklich schön.

Zurück zum Thema: In so einem Ambiente wurden die Teilnehmenden empfangen, durften Kürbissuppe verspeisen, Glühwein trinken, Bierpong sowie Cluedo spielen und sich auf die kommenden zwei Tage freuen, bevor sie zu einigen wenigen Stunden Schlaf (die Lausanner sind sehr gesprächig) entlassen wurden.

 Todesursache

Mit einem grossen Frühstücksbuffet wurden die Studierenden am nächsten Morgen im dekorierten Kollegiengebäude empfangen. Die Stimmung war erstaunlich gut dafür, dass es eine riesige Schlange vor der Kaffeeausgabe gab. Zum Glück gehörte ich zum OK und konnte mir hinter der Theke einen Kaffee stibitzen…

Danach ging es mit der ersten Vorlesung zur Einführung in die Rechtsmedizin von Dr. med. Laberke los. Zuerst wurden alle rechtlichen Dinge geklärt, wie man zum Beispiel einen Totenschein ausfüllt und dabei vermeidet, eine falsche Person für tot zu erklären. Zwar interessant, aber der spannende Teil folgte erst:

Der Dozent präsentierte auf einigen Folien Todesfälle, woraufhin wir als Amateur-Forensiker wild darauf los raten sollten, ob das jetzt Mord oder Suizid war. Hat er sich selber erhängt oder hat ihn jemand nach dem eigentlichen Mord aufgehängt, damit es aussieht wie Selbstmord? Wann genau bricht ein Genick? So ging es dann ziemlich lange hin und her: ,,Niemand fällt so vor einen Bus!“, ,,Sie ist nackt! Das muss Selbstmord gewesen sein! Niemand will seine eigenen Kleider schmutzig machen…“.

Unter den Teilnehmenden gab es wirklich sehr talentierte, möglicherweise zukünftige Rechtsmediziner mit Sherlock Holmes-Veranlagungen, welche sehr viel Varianten zur Lösung der Fälle präsentieren konnten, während ich mich bei all diesen brutalen Bildern darauf konzentrieren musste, meinen hart umkämpften Kaffee intus zu behalten. Bin ich froh, dass es Leute gibt, die in dieser Sparte viel fähiger sind als ich und in den Mordfällen weniger die gewaltige Gewalt, sondern eher ein rätselhaftes Rätsel sehen. 

 

Nach einer weiteren Vorlesung über Kindesmisshandlung – Kinderschutz von Dr. med. Ulrich Lips standen Workshops auf dem Programmplan. Forensische Fotodokumentation sowie forensische Odontologie, Nursing, Toxikologie und Daktyloskopie, Tatortarbeit und Spurensicherung und noch vieles mehr konnte man in den Workshops vertiefen. Dazu gehörte traditionellerweise auch ein Blutentnahmekurs und sogar eine Führung durch den (in der Vorstellung eher schauerlichen) Anatomiekeller war möglich. Anschliessend gab es im Kollegienhaus noch eine Podiumsdiskussion zum Thema ‚Forensic Phenotyping‘, wo angeregt liebevoll gestritten wurde, ob die DNA-Analyse der Anfang vom Ende oder der Anfang vom Anfang sei.

 

Das Abendessen fand im Casino Gundeli statt, mit viel Kerzenlicht, einer Tanzgruppe und einem Buffet voller leckerem chinesischen Essen. Nach einer gemütlichen Essensrunde fingen die Lausanner Studierenden spontan an, auf der Bühne zu tanzen. Es vergingen keine fünf Minuten und die Mehrheit der Teilnehmenden drängten sich auf der Bühne und nutzten jeden Zentimeter Tanzfläche aus. Das war so zwar nicht geplant, dafür umso besser.

Tanzend ging es dann im Vice Club ganz unter dem Motto «Sherlock Holmes und Dr. Watson» weiter. Highlight des Abends war Prof. Dr. Kunz oder besser DJ Kunz! Teilweise wurden Lieder zweimal abgespielt, vielleicht traf es auch nicht jeden Musikgeschmack, aber ganz ehrlich – die Musik war zweitrangig. Unser Professor feierte mit uns das Leben, posierte auf jedem Foto und war ganz einfach der Held des Abends!

Todeszeitpunkt

Am nächsten Morgen waren bestimmt alle ziemlich müde, trotzdem fanden weitere Workshops statt und zum Abschluss gab es noch eine spannende Vorlesung zum Thema «Von der wissenschaftlichen Evidenz zum juristischen Beweis – forensisch-psychiatrische Begutachtung eines wegen Kindsmissbrauchs Angeklagten» von Prof. Dr. Graf. Wer beim Lesen des Titels mal kurz halt machen musste, sei beruhigt, genau so haben wir uns am Sonntag Morgen gefühlt.

Zum Abschluss des ganzen Wochenendes wurde ein Video gezeigt mit den besten Bildern des ganzen Events, OK Mitglieder wurden mit Schokolade versorgt, in der Hoffnung, das würde gegen eine posttraumatische Depression helfen, und dann war es vorbei.

Todeszeitpunkt der SMSC Basel 2017: 15:00.

Epilog oder die Auferstehung

Die nächste SMSC wird an der Universität Lausanne zum Thema Pädiatrie stattfinden. Ob du nun Medizin studierst oder nicht, spielt keine Rolle. Falls dich beim Lesen das Interesse gepackt hat, empfehle ich dir die Teilnahme wärmstens. Man lernt immer wieder lustige Leute kennen und erweitert seinen Horizont. Da kann auch Prof. Kunz wohl ein Lied davon singen! Allez-y!

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