Als Schülerstudentin an der Uni Basel
Ohne Matur an der Uni? Das geht doch nicht – dachte ich bis vor Kurzem. Doch dann hörte ich vom „Schülerstudium“ und habe eine Schülerin auf ihrem Weg zwischen Klassenzimmer und Hörsaal begleitet.
Sarah ist 17, geht in die elfte Klasse ins Gymnasium am Münsterplatz und studiert „nebenbei“ an der Universität Basel. Sie ist eine von mehreren Schülerstudentinnen und -studenten, die sich bereits während dem Gymnasium mit uns die Hörsäle an der Uni teilen. Seit einem Jahr besucht sie zusätzlich zur Schule regelmässig Vorlesungen in Geschichte und Slavistik. Ich habe sie einige Stunden in die Uni begleitet und ihr anschliessend einige Fragen gestellt.
Sarah, wie kommt man dazu, mit 17 bereits an der Uni Basel zu studieren?
Im zweiten Gymi haben wir mal einen Flyer bekommen, darauf stand etwas von Schüleruniversität und besonders begabten Schülern… Da ich mich überhaupt nicht als „hochbegabt“ einschätze, klang das ganze für mich eher abschreckend. Ein Jahr später bin ich dann doch mal zu den Verantwortlichen gegangen und durfte nach einigen Gesprächen bald darauf wirklich an der Uni Basel beginnen.
Und wie läuft das dann genau? Musst du die Prüfungen schreiben? Bekommst du Punkte für die bestandenen Vorlesungen?
Ich darf pro Woche vier Stunden an die Uni gehen und in diesen beiden Vorlesungen dann auch die Prüfungen absolvieren. Wenn ich die bestehe, bekomme ich die Punkte tatsächlich. Allerdings geht das nur in Basel. Wenn ich also beispielsweise in Zürich beginnen würde, müsste ich wieder bei Null beginnen.
Das heisst, das Schlaueste ist, nach der Matur mit dem Studium in Basel zu beginnen.
Ja, genau. Begründung für diese Regelung war, dass man die „klugen Köpfe“ an der Uni Basel behalten möchte. Irgendwie muss die Uni ja auch davon profitieren können. :) Ich jedenfalls will gerne Slavistik studieren und besuche nun Vorlesungen, die ich mir dann später anrechnen lassen kann.
Wohl kaum jemand kann den Vergleich Gymnasium/Uni so direkt ziehen wie du. Was sind denn in deinen Augen die grössten Unterschiede?
In der Schule ist man bei den Lehrern der unwissende Schüler, dem geholfen werden muss. Professoren erwarten viel mehr und behandeln einen ganz anders. Es ist ein lockereres Verhältnis und ich finde, dass man seine Meinung offener sagen kann als in der Schule. Und natürlich ist der Stoff schon umfangreicher und die Vorlesungen anspruchsvoller als eine Schulstunde.
Was meinen deine Mitschüler am Gymi dazu, dass du bereits an der Uni studieren darfst?
Sie haben mich einmal gefragt, was ich eigentlich die ganze Zeit mache, wenn ich nicht in der Schule bin. Ich habe es ihnen dann erzählt und die Reaktionen waren neutral. Nur in den Geschichtsstunden sind sie immer wieder mal über mein Wissen erstaunt.
Und die Reaktion der Dozierenden, wenn sie erfahren, dass auch Schüler zu ihren Studenten gehören?
Ich glaube, viele Dozenten wissen gar nichts davon. Nach den Prüfungen letzen Sommer hatte ich alllerdings mit einigen ein rückblickendes Gespräch. Sie finden es toll, wenn bereits Schüler an der Uni Vorlesungen belegen können und hoffen wahrscheinlich auch, dass sich so mehr Leute für ein Geschichtsstudium entscheiden.
Schule, Uni… Wird dir das nicht etwas zu stressig?
Bis jetzt hat das eigentlich ganz gut geklappt. Ich muss zwar viel lesen, aber es interessiert mich ja auch sehr.
Ich danke Sarah für das Interview! Den Flyer zum Schülerstudium findet ihr hier