Basel war im 17. Jahrhundert mit seinen 10’000 Einwohner:innen noch die grösste Stadt der Alten Eidgenossenschaft. Heute ist sie Kulturhauptstadt, Universitätsstadt und durch ihre einzigartige Silhouette weltweit bekannt. Es kursierten seit jeher viele Ideen, was in Basel noch entstehen sollte und könnte. Die Ausstellung «Die geträumte Stadt» im Museum kleines Klingental erzählt bis im März 2022 von Umleitungen des Rheins, vierspurigen Strassen durch die Altstadt oder einem Ozeanium und lädt zum Weiterträumen ein.
In der bekannten und beliebten Grossbasler Altstadt kann an den alten Bauten, den Brunnen und Denkmälern bis heute die Geschichte der Stadt entdeckt und gespürt werden. Die Altstadt ist Anziehungspunkt für Tourist:innen und Einwohner:innen gleichermassen. Obwohl Basel stetigem Wandel unterliegt, herrscht Einigkeit darüber, dass dieser Stadtteil schützenswert ist. Doch dieser Meinung war man nicht immer. In den 1940er Jahren arbeitete man an einer Strategie, um dem kontinuierlichen Wachstum der Stadt und dem zunehmenden Verkehr gerecht zu werden. Der Lösungsvorschlag: Den Blumenrain hinunter bis zum Barfüsserplatz sollte eine mehrspurige Strasse gebaut werden. Die dort stehenden Gebäude sollten zu diesem Zweck abgerissen werden. Dies hätte eine grosse Schneise in die geschichtsträchtige Altstadt gezogen. Dieses Projekt wurde zwar nicht realisiert, doch tatsächlich müssen immer wieder Altbauten der Entwicklung der Stadt weichen. Entwicklung und Neubau bieten aber auch Platz zum Träumen. So zum Beispiel dem Basler Architekt Jacques Herzog: Er gab einst preis, er habe sich vor seiner Karriere mehr als Künstler gesehen. In diesem Sinne ist Architektur gleichsam auch Kunst an einer Stadt.
Neuer Wohnraum für die wachsende Bevölkerung
Platz für mehr Wohnraum ohne den Abriss historischer Gebäude bieten beispielsweise nicht genutzte Industrieareale. Derzeit finden auf verschiedenen Arealen mit einer Gesamtfläche von über 100 Hektaren Bauarbeiten für die Errichtung von Wohnräumen statt: In Volta Nord, im Westfeld, im Klybeck-Areal, im Rosental, im Wolf, am Walkeweg sowie am Dreispitz. Bei der Errichtung solcher Wohnquartiere müssen selbstverständlich auch Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, Freizeitangebote etc. mitgedacht werden. Die Fläche ist nicht auf allen Arealen gross genug, um weiter in die Breite zu wachsen. Daher werden die Gebäude auch in Basel immer höher. Im Jahr 2010 hat die Stadt deshalb ein Hochhauskonzept entworfen, das Gebiete aufzeigt, die für den Bau von Hochhäusern besonders geeignet sind und Anforderungen an die Hochhäuser formuliert. Eine Vision eines Wohnareals, die jedoch 2014 von der Bevölkerung verworfen wurde, ist die Vision «Stadtrand Ost». Ein Quartier, das am Rhein entlang der Grenzacherstrasse geträumt wurde. Allerdings wünschten sich 72% der Stimmberechtigten, dass die Behörden noch einmal über diese Vision nachdenken.
Der Rhein – Anlass zum Träumen
Der Rhein bot seit jeher viel Anlass zum Träumen. Er war einst der Grund, weshalb das Gebiet um Basel bereits in der Altsteinzeit besiedelt wurde. Während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert legten erstmals Dampfschiffe an und Basel wurde so im späten 19. Jahrhundert zur grössten Industriestadt der Schweiz. Bis heute ist der Rhein ein wichtiger Verkehrsweg für die Stadt. Doch das sind alles Fakten. Nicht durchgesetzt hat sich beispielsweise die 1932 aufgekommene Idee, den Rhein im Norden um die Stadt herum zu leiten. Dadurch sollte im Flussbett an zentraler Lage neuer Wohnraum geschaffen werden. Auch die Idee von Friedrich Keck, der 1899 die Mittlere Rheinbrücke ausbauen und in der Mitte eine Markthalle platzieren wollte, wurde nie Realität.
Eine Stadt besteht aus allem, was in ihr gesagt, geträumt, zerstört und geschehen ist, schrieb der niederländische Schriftsteller Cees Nooteboom. Und Träume gab es viele für die Stadt Basel. Es lohnt sich, sich mehr mit der Geschichte unserer Universitätsstadt auseinanderzusetzen, durch die Stadt zu flanieren und sich selbst Träumereien hinzugeben.
Infos zur Ausstellung
Die Ausstellung «Die geträumte Stadt» ist noch bis zum 13. März 2022 im Museum kleines Klingental zu sehen. Informationen finden sich auf der Webseite. Das Museum ist Mittwochs und Samstags von 14.00 – 17.00 Uhr und Sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 8 Franken. Neben der Ausstellung bietet das Museum eine Sammlung mit Sandsteinskulpturen des Basler Münsters bis in die Zeit um 1200, ein Stadtmodell von Basel im 17. Jahrhundert sowie weitere historische Stücke.