Wer sich nicht sicher ist, ob seine Drogen «sauber» sind, kann zum Drug Checking. Hier untersuchen Experten, ob die Substanzen gestreckt sind.
In meiner Studi-Zeit, wenn gerade nicht Corona ist, wird normalerweise viel gefeiert und auch häufiger mal das eine oder andere Gläschen Bier oder Wein getrunken. Bei alkoholischen Getränken weiss man genau, wie viel Alkohol darin enthalten ist. Man kann also theoretisch abschätzen, wie viel man selbst verträgt und wie hoch das Risiko ist.
Bei psychoaktiven Substanzen ist das anders. Dort gibt es keine Angaben, welche Inhaltsstoffe enthalten sind und wie es um die Qualität der Substanzen steht. Um genau das abzuklären, gibt es das Drug Checking. Der Ursprung des Drug Checkings in der Schweiz liegt etwa 20 Jahre zurück. Damals waren die Drogen-Checks vor allem noch mobil, meist in Clubs oder an Festivals. Ziel der Analysen ist, Schaden bei den Konsumenten zu verhindern oder zumindest zu minimieren, wenn sie illegale Substanzen zu sich nehmen.
Hauptkunden sind «Freizeitkonsumierende»
Um mir selbst ein Bild vom Drug Checking zu machen, vereinbarte ich einen Termin bei der Abgabestelle in Basel nahe der Universität. Nachdem ich mich beim Empfang angemeldet hatte, wurde ich von Jill Zeugin, Sozialarbeiterin und Leiterin der Drogeninfo Basel-Stadt, im Beratungszentrum der Suchthilfe abgeholt.
Um mir einen möglichst realen Eindruck zu verschaffen, stellten wir eine Situation nach, die einem Drug Checking-Termin nahekam. Die meisten, die hier ihre Drogen kontrollieren lassen, sind zwischen 18 und 35 Jahren und werden als «Freizeitdrogenkonsumierende» bezeichnet. Dies bedeutet, so erklärt mir Zeugin, dass die Leute per Definition noch keinen problematischen Konsum aufweisen, ganz normal ihren Alltag bewältigen, aber trotzdem in regelmässigen Abständen Drogen zu sich nehmen.
Nicht jede Droge kann überprüft werden
Zuerst würde ich die Substanzen abgeben, die ich prüfen lassen möchte. Allerdings kann ich nicht jede Droge zur Kontrolle abgeben, wie zum Beispiel Pilze oder auch normales Cannabis. Hier gibt es aber eine wichtige Ausnahme: «Wenn jemand glaubt, dass sein Cannabis verunreinigt ist – weil die Konsument*in einen schlechten Flash hatte oder auch, weil es bei einem Schnelltest angezeigt wurde, können wir das untersuchen» erklärt Zeugin.
Ein Factsheet mit den wichtigsten Infos zu synthetischen Cannabinoiden findest du hier.
Wenn ich die Droge abgegeben habe, muss ich einen Fragebogen zur Substanz beantworten. Woher habe ich die Droge? Welche Menge habe ich davon gekauft und habe ich sie schon konsumiert? Ausserdem gibt es einige grundsätzliche Fragen, den die Besucher*innen einmal im Jahr ausfüllen. Jill Zeugin erklärt mir: «In diesem Fragebogen fragen wir, wie oft und was man alles konsumiert. Anhand dessen können wir einschätzen, ob jemand einen problematischen Konsum aufweist. Zum Schluss kommt die Frage, ob man selbst das Gefühl hat, dass man substanzabhängig ist.»
Manchmal wird aus der Kontrolle auch eine Sprechstunde
Es gäbe Fälle, so Zeugin, da ist den Leuten nicht wirklich bewusst, dass sie einen problematischen Konsum aufweisen oder es wird ihnen erst während des Ausfüllens des Fragebogens klar. «An diesem Punkt intervenieren wir dann und bieten direkt eine Sprechstunde an. Teilweise kommen Konsumierende auch bewusst vorbei, damit jemand auf sie aufmerksam wird und ihnen die Hilfe anbietet, die sie brauchen.»
Ist der Termin zu Ende, wird die Probe an das Labor geschickt. «Das Resultat wird am Donnerstag telefonisch mitgeteilt, somit wissen die Konsumierenden noch vor dem Wochenende über ihre abgegebene Substanz Bescheid», so Zeugin. Am Telefon gibt die Kontrollstelle Hinweise zu den geprüften Substanzen ab: Ob sie den Konsum empfiehlt oder ob sich ein Streckmittel oder gar andere Substanzen darin befinden.
Teilweise würden Substanzen beim Kauf verwechselt oder es befindet sich eine ganz andere Substanz in der Droge, als man meint gekauft zu haben. «Besonders häufig ist dies bei Xanax momentan der Fall. Die Pillen sehen aus wie Xanax, sind verpackt wie Xanax, sind aber nicht Xanax. Man wird beim Kauf getäuscht. Teilweise sind in den Pillen Wirkstoffe enthalten, die nie in der Medizin eingesetzt wurden.»
Beratung wird ernst genommen
Um solchen «Fakes» entgegenzuwirken, gibt es auf der Website vom Drug Checking ein «Warningtool». Dort werden verschiedene Substanzen mit Bild und Beschreibung veröffentlicht. «Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man trotzdem vor dem Konsum ein Drug Checking machen» betont Zeugin.
Nach dem Gespräch ist die Arbeit von Jill Zeugin getan. Hören die Besucher*innen denn auch wirklich auf ihren Rat? «Die meisten nehmen unsere Empfehlungen sehr ernst. Da sie einen bewussten Konsum pflegen, kaufen sie sich lieber neue, saubere Substanzen und verzichten auf die abgegebene Droge, wenn wir eine Verunreinigung gefunden haben», sagt die Drogencheckerin.