Wie Psychologie-Alumna Regula Zahno ihren Weg zur Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin gefunden hat und welche Rolle Praktika dabei gespielt haben, berichtet sie im Interview:
Du arbeitest als Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin – kannst du schildern, welche Tätigkeiten dein Aufgabenbereich umfasst?
Ich arbeite bei der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Basel-Stadt. Mein Tätigkeitsbereich umfasst dabei unter anderem das Beraten von Jugendlichen und Erwachsenen, die Durchführung von Schulhaussprechstunden sowie Eltern- und Klassenveranstaltungen. Zudem bin ich in verschiedenen Fachgruppen tätig.
Das klingt sehr vielseitig und breit gefächert – welche Kenntnisse oder Erfahrungen des Studiums haben dir dabei geholfen, diesen Job zu auszuüben?
Ich habe im Master den Schwerpunkt Sozial-, Wirtschafts- und Entscheidungspsychologie gewählt und unter anderem eine Lehrveranstaltung zum Thema Gesprächsführung besucht – das hat mir geholfen. Aus dem Schwerpunkt heraus konnte ich darüber hinaus Verschiedenes mitnehmen – vor allem, Personen immer als Individuen zu betrachten, die individuelle Interessen, Wünsche und Ziele haben. Diesen Blick auf meine Klientinnen und Klienten zu haben ist unabdingbar für meine Arbeit.
Inwiefern hast du Nebentätigkeiten oder Praktika absolviert, die deinen Berufseinstieg positiv beeinflusst haben?
Ich war lange Gruppenleiterin bei Blauring und Jungwacht, dort habe ich Gruppenstunden organisiert und Sommerlager begleitet. Vor allem der Sozialkontakt über den Bezug zu den Jugendlichen und die Erfahrung, in einem diversen Team zu arbeiten, haben mich geprägt.
Darüber hinaus habe ich verschiedene Praktika absolviert: Unter anderem in der Memory Clinic, auf der psychosomatischen Abteilung des Universitätsspitals Basel und in der Sozialpsychologie-Abteilung der Universität Basel, wo ich anschliessend eine Anstellung als wissenschaftliche Hilfsassistentin bekommen habe. Dort habe ich dann also während des Studiums erste Arbeitserfahrungen gesammelt. Ich fand alle Praktikumsstellen sehr spannend, habe aber auch gemerkt, dass es nicht das ist, was ich auf Dauer machen möchte und was mir wirklich entspricht. Deswegen habe ich mich während des Masters für ein Praktikum bei der Studienberatung der Universität Basel beworben, womit ich dann direkt nach dem Uniabschluss begonnen habe.
War dir zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass das die Richtung ist, in die du beruflich auf lange Sicht gehen willst?
Ich war mir schon sehr sicher, aber ich hatte mich im Vorfeld auch intensiv über das Berufsprofil der Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin informiert – mithilfe von Broschüren, Infoanlässen und dem Austausch mit Personen, die in diesem Feld arbeiten. So habe ich gezielt dieses Praktikum gesucht. Für den Findungsprozess waren all die Informationen und die Auseinandersetzung mit dem Berufsfeld also sehr hilfreich.
Wie hat sich dein Berufseinstieg gestaltet?
Nach meinem sechsmonatigem Praktikum bei der Studienberatung der Universität Basel bin ich dort in eine erste befristete Anstellung gekommen. Der Übergang war also fliessend. Ich hatte während des Studiums schon etwas Sorgen bezüglich des Berufseinstiegs. Mir war klar, dass der Weg zu einer Festanstellung in meinem Bereich vermutlich über ein Praktikum oder über eine befristete Stelle laufen wird. Das hat sich später auch als richtig herausgestellt. Deswegen habe ich schon während des Studiums mehr Praktika absolviert als vorgegeben, um Einblicke in unterschiedliche Bereiche zu gewinnen. Ich habe ausserdem Veranstaltungen besucht, die von der Psychologischen Fakultät veranstaltet wurden und bei der Absolventinnen und Absolventen von ihrem Berufseinstieg und ihren aktuellen Job berichtet haben. Da habe ich schon gemerkt, welche Einstiege für mich möglich wären.
Wie bist du über deine erste befristete Anstellung schlussendlich zu einer Festanstellung gekommen?
Nach der befristeten Anstellung in der Studienberatung hatte ich die Möglichkeit, an meinem jetzigen Arbeitsplatz eine Mutterschaftsvertretung zu absolvieren. Dort konnte ich dann weiterarbeiten und bin schliesslich festangestellt worden. Parallel dazu habe ich eine postgraduale Weiterbildung (MAS in Psychology of Career Counseling and Human Resources Management) begonnen. Da ging es dann ganz spezifisch um Kenntnisse und Fähigkeiten, die ich in meiner Arbeit als Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin benötige.
Inwieweit würdest du für deinen Bereich eine Weiterbildung empfehlen?
Für meinen Bereich ist eine Weiterbildung früher oder später sowieso vonnöten. Der MAS, den ich absolviere, ist sehr spezifisch. Bevor man diese Weiterbildung beginnt, sollte man sich schon sicher sein, dass man wirklich in diesem Bereich arbeiten möchte. Bestenfalls hat man schon Arbeitserfahrung in dem jeweiligen Feld gesammelt. Ich habe mir im Voraus überlegt, ob es sinnvoll ist, ein Jahr nach dem Studium bereits eine Weiterbildung zu beginnen. Für mich lagen die Vorteile darin, dass ich es noch gewohnt war zu lernen, da das Studium noch nicht weit weg war und ich doch genug Abstand zur Uni hatte, um wieder die Kapazität für neue Lehrinhalte zu haben.
Was würdest du Psychologie-Studierenden mit auf den Weg geben?
Ich würde auf jeden Fall empfehlen, verschiedene Praktika zu absolvieren – das hat mir bei der Entscheidung, welches Berufsfeld ich wählen möchte, sehr geholfen. Ich habe auch während und nach des Masters versucht zu netzwerken – zum Beispiel, indem ich über LinkedIn den Kontakt zu ehemaligen Kolleginnen und Kollegen gehalten oder eintägige Weiterbildungen besucht habe. Ich würde aber trotzdem sagen, dass die Praktika am Ende ausschlaggebend waren – als Entscheidungshilfe und auch für meinen Berufseinstieg.
Für die Wahl der Vertiefungsrichtung des Masters würde ich darüber hinaus empfehlen, sich selbst in Bezug auf die Lehrveranstaltungen während des Bachelors zu hinterfragen: Welche Themen habe ich intuitiv gewählt, was hat mich bisher interessiert und fasziniert? Daran liess sich in meinem Fall schon eine grobe Richtung ablesen.
Bezüglich der Praktika finde ich es auch wichtig zu sagen, dass man sich nicht entmutigen lässt: Ich habe zum Beispiel einige Praktika absolviert, die mir wahnsinnig viel Spass gemacht haben, bei denen ich aber auch festgestellt habe: Das ist auf Dauer nichts für mich. Diese Erkenntnis sollte nicht als Frustration, sondern als wichtiger Schritt auf dem Weg hin zum passenden Arbeitsfeld verstanden werden.