“Angesichts individualisierendem Konkurrenzgefühl und Einsamkeit im universitären Alltag, sowie einem Bedürfnis feministische und queere Gespräche zu führen und gemeinsame Gedanken zu spinnen, begehren wir manchmal nach Kollektivität.” So beschreibt die FG Gender Studies den monatlichen Genderstammtisch im Café Hammer. Letzten Donnerstag setzte ich mich erstmals selbst dazu. Es war ein mehr als interessanter Abend!
Der Genderstammtisch fand unter dem Motto: “Let’s watch porn!” statt. Mit grosser Neugier ging ich hin, denn obwohl ich mich durchaus für einen genderbewussten Menschen halte, habe ich noch nie an einer Veranstaltung teilgenommen, die ausschliesslich Genderfragen thematisiert. Ebenfalls hatte ich noch nie im Kollektiv Pornografie geschaut und diskutiert.
Vor der Veranstaltung hatte ich eine Vorführung “gewöhnlicher” Pornographie (will heissen: zwei gut gebaute Personen, die sich auf realitätsfremde Art gegenseitig anrammen und dabei übertrieben stöhnen) mit einer anschliessend tendenziell verteufelnden Diskussion erwartet. Allerdings ging der Abend in eine ganz andere Richtung. Die Filme, aus denen wir Ausschnitte schauten, sind dem sogenannten “Post Porn” zuzuordnen. Sie waren allesamt entweder cinematographisch anspruchsvoll, hatten ein raffiniertes Drehbuch zu bieten oder besassen einen gewissen aufklärerischen Charakter. Wir sahen Ausschnitte aus folgenden Filmen:
- Too Much Pussy
- I Want Your Love
- Skin Like Sun
- Pour une nuit
- Trans Entities
- The Crash Pad
Bei der anschliessenden Diskussion wurde unter anderem über den Unterschied zwischen diesen Filmen und “normaler” Pornografie diskutiert. Manche vertraten den Standpunkt, dass es sich bei den gesehenen Filmen gar nicht mehr um Pornografie handelte. Ein anderer Stammtischbesucher führte die Definition des Bundesgerichts an, die besagt, “dass die Darstellungen oder Darbietungen objektiv betrachtet darauf ausgelegt sind, den Konsumenten sexuell aufzureizen. Zum anderen ist erforderlich, dass die Sexualität so stark aus ihren menschlichen und emotionalen Bezügen herausgetrennt wird, dass die jeweilige Person als ein blosses Sexualobjekt erscheint, über das nach Belieben verfügt werden kann. Das sexuelle Verhalten wird dadurch vergröbert und aufdringlich in den Vordergrund gerückt.” Ich persönlich fand das einen interessanten Ansatz.
Auch nach der formellen Diskussion tauschten sich die Besucher weiter fröhlich aus. Der Alkohol im Café Hammer ist relativ günstig und die Gespräche waren stets stimulierend. Ich würde jedem einen Genderstammtischbesuch empfehlen.
Die nächsten Genderstammtische:
- 25.04.2013: Erzählcafé
- 30.04.2013: Jam Session
P.S.: Mögen die Leser meinen als gender-ungerecht auffassbaren Schreibstil verzeihen ;-)