Studierende müssen seit eh und je auf ihr Geld achten. Doch was tun, wenn man schon bei Beginn des Studiums – sei es durch das neue WG-Zimmer, die Studiengebühren oder das ÖV-Abo – in finanzielle Schwierigkeiten gerät? Ich habe mich bei Experten informiert und das Wichtigste zusammengetragen:
„Seit ein paar Jahren häufen sich bei uns die Anfragen zum Thema Budget und Schulden auffällig“, sagt Susanne Fisch von der Sozialberatung der Uni Basel. Ob die Hemmschwelle, die Sozialberatung zu kontaktieren gesunken oder eher der Druck auf die Studierenden gestiegen ist, sei jedoch schwierig zu unterscheiden.
„In den meisten Fällen von verschuldeten Studierenden geht es um Steuern und Krankenversicherungsprämien. Studierende, die vor dem Studium gearbeitet haben oder die während des Studiums ihren Nebenjob aufgegeben haben, vergessen manchmal, im laufenden Budget die Steuerbeiträge einzurechnen, weil diese erst ein Jahr später fällig werden. Die saftige Steuerrechnung kommt dann, wenn man nichts mehr oder weniger verdient.“
Damit es erst gar nicht soweit kommt, hat die Sozialberatung der Uni den Leitfaden „In fünf Schritten zum persönlichen Budget – eine Anleitung für Studierende“ erstellt. Hier findet ihr die wichtigsten Facts rund um die Finanzen während des Studiums. Zudem gibt euch der Leitfaden Anhaltspunkte für die Verhandlungen mit euren Eltern über einen möglichen finanziellen Zustupf.
Wichtig zu wissen ist, dass die Sozialberatung der Uni Basel keine Schuldensanierungen mit den Studierenden durchführt. Nehmen die Schulden ein gewisses Ausmass an, sollte man sich unbedingt an eine Budget- und Schuldenberatungsstelle wenden, zum Beispiel an die Plusminus in Basel.
Budget-Know-how der Studierenden verbessern
„Die Möglichkeiten, neben dem Studium Geld zu verdienen, werden immer rarer. Dazu kommt, dass die Entlohnung für Nebenjobs immer schlechter wird oder Studierende lange unbezahlte Praktika machen müssen, um in der Arbeitswelt Fuss fassen zu können. Studierende, die nicht von den Eltern unterstützt werden und keine Stipendien bekommen, haben es darum noch schwerer, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren“, so Laura Davi von Plusminus. Sie habe schon Studierende aus allen Altersklassen als Klienten gehabt, erzählt sie mir in ihrem Büro. Momentan konzentriert sie sich auf die Beratung der Studierenden, die älter als 25 Jahre sind. Drei Tage die Woche arbeitet sie bei Plusminus, an den anderen beiden studiert sie. Sie weiss also genau, wovon sie spricht, wenn sie sagt, dass es immer schwieriger werde, neben dem Studium sein Budget aufzubessern.
„Die Beratungen mit von Schulden geplagten Studierenden sind immer sehr individuell und es gibt keinen klaren Plan wie bei anderen Klienten von mir. Auch weil einige Möglichkeiten, wie zum Beispiel einen Privatkonkurs anzumelden, wegfallen “, sagt sie weiter. Entscheidend sei, dass sich die Betreuung nicht nur um das Finanzielle, sondern auch um die gesamte Lebenssituation drehen müsse.
Miete, Krankenkasse und Semestergebühren haben oberste Priorität
„Für mich ist entscheidend, dass sich die Studierenden voll aufs Studium fokussieren können. Ich helfe ihnen, Lösungen zu finden, indem ich ihnen bürokratische Tipps mitgebe. Ich mach sie auf Möglichkeiten aufmerksam, helfe ihnen beim Schreiben von Briefen an Gläubiger, die Steuererklärung auszufüllen oder das Budget aufzusetzen. Die Hauptaufgabe besteht darin, den Studierenden keine Zukunftschancen zu verbauen. Denn, wenn man heute einen gefüllten Betreibungsauszug hat, wird es schwierig bei der Bewerbung oder der Wohnungssuche.“
Das absolut Wichtigste sei das Bezahlen der Miete und der Krankenkasse. Mit diesen Grundpfeilern sei es durchaus möglich, das Studium trotz Schulden erfolgreich abzuschliessen.
Hier noch ein paar Tipps von Laura Davi, wie Studierende potenzielle Schuldenprobleme aktiv mildern können:
– Jeden Monat Agenda führen über die Ausgaben, damit man den Überblick behält
– Das billigste Krankenkassenmodell wählen (Hausarztmodell, HMO oder Gesundheitszentren)
– Antrag auf Studiengebührenerlass stellen
– Selber kochen und das Essen an die Uni mitnehmen
– In ein günstiges WG-Zimmer ziehen
– Möbel im Brockenhaus und Kleider im Secondhand-Laden kaufen
– Keine Kreditkarte ausstellen lassen
– WG-Party und Spielabende anstatt teure Klubs
– Selber drehen statt teure Markenzigaretten
Das soziale Leben darf nicht zu kurz kommen
Doch oft genügen auch solche Tipps nicht und dann sind die Studierenden auf das Fachwissen der Schuldenstelle angewiesen. „Trotzdem ist es sehr wichtig, dass die Studierenden mit Schulden ’normal‘ leben und mal ins Kino oder an einen FCB-Match gehen. Ein intaktes soziales Umfeld kann für betroffene Studierende hilfreich sein, um die Chance weg von den Schulden zu kommen, zu ergreifen“, so Laura Davi.
1 Kommentar
Fr, 19. Juli 2019 / 22:48 Uhr
Vorausschauend handeln wäre ein wichtiger zusätzlicher Punkt. Hier, nicht undbedingt mit Fokus „Studieren“, aber dennoch allgemeingültig und schön beschrieben:
http://www.katastrophen-vorbereitung.com/tipps/finanzen-und-krisenvorsorge-tipps-fuer-den-umgang-mit-geld.php