Auf der Offenen Bühne im Engelshof der Deutschen Philologie singen, erzählen und experimentieren einmal im Monat lokale sowie internationale Künstler*innen. Nach einer langen Corona-Pause ist das Kulturformat mit einem neuen Team und frischer Motivation zurück.
Es fühlt sich ein wenig seltsam an, an einem Sonntagabend während den Semesterferien in den Innenhof der Deutschen Philologie zu laufen. Es ist gerade am Eindunkeln, die Luft noch angenehm warm, einer der letzten Sommerabende. Der Engelshof, wo normalerweise ein paar Tische und Stühle rumstehen, hat sich in eine atmosphärische Event-Location mit Lichterketten, Scheinwerfern und einem Mikrofon verwandelt.
Die Offene Bühne konnte lange nicht mehr stattfinden. Jetzt ist es aber endlich wieder soweit: Julian Mettler, der das Kulturformat vor 19 Jahren gegründet hat, erzählt: «Nach der Corona-Pause haben wir uns lange überlegt, wie es weitergehen soll. Und jetzt versuchen wir, das wieder aufzuwärmen, mit einem neuen Team und ein paar Leuten, die auch neue Ideen reinbringen.»
Den Anfang an diesem Abend macht Hamid Khadiri, ein marokkanischer Multi-Instrumentalist, der die Zuschauer*innen mit seinen Melodien und dem tiefen Gesang in den Bann zieht. Die Auswahl der Künstler*innen ist nicht einfach. Mettler will ein interessantes Programm aufstellen und gleichzeitig Kunstschaffenden einen tollen Auftritt ermöglichen: «Wir wollen eine Plattform bieten für Menschen, die dem Publikum etwas zeigen möchten.»
Ein bisschen Magie
Etwas zeigen möchte an diesem Abend auch Jeremy Chavez, ein Spoken Word Künstler und Student an der Uni Basel, der mit einem Ausschnitt aus seinem kommenden Programm auftritt. Auch das soll auf der Offenen Bühne Platz haben: «Wir können keine Gage bezahlen. Die meisten Leute, die hier auftreten, sind aber froh, einfach mal einen Ort zu haben, wo sie auftreten können. Teilweise sind das auch bekannte Leute, die einen Platz haben wollen, um etwas Neues auszuprobieren oder eine Hauptprobe durchzuführen.»
Pro Abend gibt es vier Auftritte. Der dritten Auftritt an diesem Abend gehört dem argentinischen Musik-Duo Melina Moguilevsky und Ignacio Amil mit einer Mischung aus Folk, Pop und Jazz, das ein bisschen Magie zwischen die Mauern des Engelhofs bringt.
Das finanzielle Konzept machts aus
Dass heute Musik im Hof gespielt wird, geht zurück auf das 16mm Uni-Kino, das Mettler während seinen Studi-Zeiten aufgezogen hat. Als irgendwann die Filme ausgingen, musste etwas Neues her: «Ich wage es zu behaupten, dass wir die erste Offene Bühne der Stadt waren. Und wir haben auch ein spezielles Konzept. Wir haben wenig Geld, vieles ist improvisiert und alle arbeiten gratis.»
Die Ausgaben für Getränke und Spesen der Künstler*innen werden durch die Kollekte gedeckt und alle paar Monate werden die Teilnehmer*innen auf ein schönes Nachtessen eingeladen. Am Format verdient aber niemand etwas – das soll auch so bleiben, betont Mettler. Das finanzielle Konzept ist ihm wichtig und das Format soll niederschwellig bleiben.
Den Abschluss an diesem Sonntag macht Luciana Rizzo, eine Tonkünstlerin aus Argentinien, die mit verschiedensten Klängen und Alltagsgeräuschen experimentiert. Es ist ein schöner Abschluss für eine gelungene erste Ausgabe nach der langen Pause. Mettler hofft auf viele weitere schöne Abende, das nächste Mal am 6. November. Am Programm tüftele er noch, toll werde es aber auf jeden Fall.