Von der Camargue haben wohl die meisten schon mal gehört. Weniger bekannt ist, dass sich nur sieben Kilometer nördlich des Kollegienhauses die Petite Camargue Alsacienne befindet. Im ältesten Naturschutzgebiet des Elsass findet man nicht nur unberührte Natur, sondern auch eine Forschungsstation der Uni Basel. Was verbirgt sich dahinter?
Vor etwa 40 Jahren war das 9 km² grosse Gebiet Brachland. Lediglich die Reste der ältesten industriellen Fischzucht Europas waren noch vorhanden. Es stellte sich die Frage, wie man dieses Stück Land mit den vielen Teichen und Schilfflächen nutzen sollte? Die Fraktion der Naturschützer setzte sich mit ihrer Idee durch. Und so entstand 1982 ein Naturschutzgebiet, in dem sich heute so manch seltene Art finden lässt. Diese Chance hat sich ein privater Basler Forschungsverein nicht entgehen lassen und dort eine Forschungsstation für die Uni aufgebaut. „Die ist dafür gedacht, dass Basler Studierende wilde Natur erforschen können“, sagt Valentin Amrhein, der bereits seit etwa 20 Jahren dort arbeitet. Erst als Masterstudent, dann als PhD, nun als Leiter der Forschungsstation.
Die Forschungsstation ist ideal für Studierende, die mal raus aus dem Labor wollen. Ein wichtiges Forschungsthema ist in der Petite Camargue die Nachtigall. Es gibt dort nämlich ein besonders grosses Vorkommen dieses Vogels, der berühmt für seine Gesänge ist. Bis zu 200 Strophen hat ein Männchen auf Lager. Wenn man sich das live anhören will, sollte man zwischen Ende April und Ende Mai einen Ausflug in das Sumpfgebiet machen. Ab 23 Uhr ertönt der Gesang von überall, dann ist es Zeit für die Nachtigallmännchen, ein Weibchen anzuwerben. Doch nicht nur die Nachtigall gibt es zu bestaunen. Etwas weniger filigran, aber nicht minder interessant sind die schottischen Hochlandrinder, die das Naturschutzgebiet bewohnen und manche Fläche vor zu starkem Bewuchs schützen.
Wer also keine Lust hat, während seiner Masterarbeit nur im Labor zu stehen, für den bietet die Petite Camargue Möglichkeiten für spannende Feldarbeit ganz in der Nähe der Uni. Interessierte Studierende können sich jederzeit bei Valentin Amrhein melden.
Uns selbst wenn du mit Biologie oder Geographie nichts am Hut hast, aber im Frühling trotzdem Natur schnuppern willst, ist die Petite Camargue eine tolle Möglichkeit. In weniger als 30 Minuten erreicht man mit dem Velo das Naturschutzgebiet und kann auf verschlungenen Pfaden durch verschiedenste Biotope schlendern. Von der Schifflände kann man auch mit dem Distribus 604 bis zur Station Petite Camargue fahren. Dort kann man sich die Ausstellungen im Naturzentrum anzusehen oder an einer der zahlreichen Veranstaltungen teilnehmen. Diesen Samstag kann man zum Beispiel lernen, wie man richtig tollen Kompost produziert.