Basels Bubbles – man muss nicht immer dazugehören

Im kleinen Dorf ist es ganz einfach: du gehörst dazu, oder eben nicht. Wer nicht dazugehört, zieht früher oder später weg, in die weite Welt. Genauer: die Stadt. Dort sieht man sich dann plötzlich mit ganz anderen sozialen Gefügen konfrontiert.

Soziale Strukturen in Dörfern sind zwar komplex, im Kern aber ganz einfach: Wer die ungeschriebenen Erwartungen und Regeln erfüllt, ist Teil der Dorfgemeinschaft. Das funktioniert beim Stammtisch genau gleich wie bei jedem Turnverein und auf dem Pausenplatz mit den zwei Parallelklassen pro Stufe. Ein Pass/Fail-System, sozusagen.

Wer nicht dazugehört, findet sich oft bald mit der Aussenseiterrolle ab. Andere Nichtdazugehörende lassen sich in der Regel finden – nicht durch gleiche Interessen oder Hobbys, sondern durchs Nichtdazugehören. Eine Schicksalsgemeinschaft, verbündet, bis irgendwann die Flucht gelingt.

Städte funktionieren anders. Sie bilden auch Blasen, Kreise, Gemeinschaften. Die orientieren sich aber weniger an geografischen Gegebenheiten, sondern an anderen… Dingen.

Herauszufinden, was für andere… Dinge das sind und wie sie funktionieren, ist ganz schön schwierig, wenn man in einem Pass/Fail-System aufgewachsen ist, auf dessen Beurteilungsraster man wenig Einfluss nehmen konnte.

Plötzlich gibt es da Kreise, die sich über gemeinsame Interessen gefunden haben. Losere oder engere Gruppen, deren Mitglieder oft auch in verschiedenen Kreisen unterwegs sind. Und wenn eine Gruppe nicht (mehr) passt, gibt es genügend andere, denen man sich anschliessen kann – irgendwie.

In Städten gibts aber auch Kreise, denen sich Hinzugezogene nicht anschliessen können. Das ist dann aber kein Pass/Fail-System, denn hier genügt schon der reine Umstand, bei der Entstehung des Kreises im zweiten Kindergartenjahr der jeweiligen Grosseltern nicht dabei gewesen zu sein.

Losere städtische Bubbles sind da in der Regel anders. Sich unverbindlich anschliessen geht eigentlich immer. Über gemeinsame Interessen findet man ins Gespräch und da es Wahlgemeinschaften statt auserwählte Dorfzirkel sind, gibt es auch keinen Ältestenrat, der über das Schicksal der Neuankömmlinge entscheidet.

Statt sich selbst und allen andern beweisen zu müssen, dass man dazugehören darf, ist es okay, einfach vor sich hin zu existieren. Und das ist schön.

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