Viele Studierende wohnen in WGs, einige bei den Eltern, manche alleine und ein paar ergattern einen Platz in einem der Studierendenwohnheime. Davon gibt es in Basel gleich mehrere. Das Wohnheim in der Mittleren Strasse feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Grund genug, es sich einmal genauer anzuschauen.
1961 entstand die Idee, ein Studierendenwohnheim zu gründen, um möglichst günstige Zimmer an Studierende zu vermieten. Bereits 1965 zogen die ersten Studenten ein. Die Miete betrug damals 130 Franken (das entspricht heute ca. 450 CHF). Das Gebäude wurde vom Schweizer Architekten Ernst Egeler entworfen. Er hat sich dabei an einem typischen englischen College-Campus orientiert. Das zeigt sich vor allem durch den roten Backstein. Alle Zimmer schauen auf einen der zwei Innenhöfe, die von den Studierenden vor allem im Sommer rege genutzt werden. Die 24 Badezimmer und fünf Küchen werden gemeinsam gebraucht. Die engen Gänge erinnern ein bisschen an Klostergänge, wie die Heimleitung Frau Marelli erklärt. Dies wurde früher dadurch bestärkt, dass keine Bilder oder ähnliches in den Gängen erlaubt waren.
Überhaupt hat sich in 50 Jahren einiges getan. So gab es früher bestimmt noch keinen Partyraum, der von den Studierenden liebevoll Limbus genannt wird, also Vorraum zur Hölle. Heute gibt es unter anderem noch ein Musikzimmer und einen Veloraum, in dem auch eine begehbare Tiefkühltruhe steht, wo alle Bewohner ein Fach erhalten. Und der wohl grösste Unterschied: Lange war das Studierendenheim nur für Männer erlaubt! Damenbesuch war streng geregelt. Erst im Jahr 1983 zogen die ersten Studentinnen ein und, wie Rektorin Schenker-Wicki es bei der Jubliäumsfeier ausdrückte: „Mit den Damen kam Ruhe und Frieden ins Heim.“
Wer wohnt im Studierendenwohnheim Basel?
Heute ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen. Zur Zeit wohnen gesamt 98 Studierende, davon 44 Studierende ausländischer Herkunft im Wohnheim, unter anderem aus China, Japan, Spanien oder Polen. Aber nicht nur die kulturellen Unterschiede sind gross, auch die Studienfächer variieren stark: Von African Studies über Nanowissenschaften bis zur Zahnmedizin ist so einiges dabei. Die starke Heterogenität ist von der Heimleitung gewollt. Dies führt dazu, dass interessante Gespräche entstehen und sich Freundschaften über kulturelle und fachbezogene Grenzen hinweg entwickeln.
Warum im Studierendenwohnheim leben?
Das ist auch der grosse Vorteil, den die Bewohner heute nennen. Kishan aus Indien bezeichnet das Studentenwohnheim als „melting pot“: Hier hilft man sich einander, egal ob beim Kochen oder beim Lernen. Die Bewohnergemeinschaft wird sowohl von ihm als auch von Katharina als „grosse internationale Familie“ bezeichnet. Andreas schätzt nicht nur den Kontakt zu den anderen Studierenden, sondern auch die günstige Lage und natürlich die verhältnismässig günstige Miete von 473 Franken inkl. aller Nebenkosten. Der Nachteil ist seiner Meinung nach nur die Lautstärke in manchen Bereichen. Bei fast 100 Mitbewohnern ist es kein Wunder, wenn mal Lärm aufkommt. Schliesslich ist immer etwas los. Und genau das kann ein grosser Vorteil sein. Im Sommer gibt es spontane Grillierabende und im Winter Filmnächte. Die familiäre Atmosphäre ist zum grossen Teil auch Frau Marelli zu verdanken, die die Bewohner um Weihnachten mit Plätzchen versorgt und an Ostern Schoggihasen verteilt.
All dies trägt dazu bei, dass die Studierenden gerne im Studierendenwohnheim leben und so mancher entscheidet sich nach dem Ende des Studiums aufgrund der tollen Erfahrungen noch länger in Basel zu bleiben. Das Zimmer muss er dann trotzdem abgeben an einen Wohnheimsneuling.
Wer Interesse daran hat, im Studierendenwohnheim zu leben, kann sich hier genauer informieren.