Ein kleines Paradies in der Stadt: Das ist für Elisabeth Grimon der UniGarten. Zusammen mit aktiven Gärtner*innen bewirtschaftet sie eine Parzelle im Schrebergartenareal «Im langen Loh». Was sie dort alles anbauen und was Elisabeth an dem Projekt gefällt, erfährst du in diesem Artikel.
An einem frühsommerlichen Dienstagabend treffe ich Elisabeth vor dem Eingang der Gärten im langen Loh. Gemütlich schlendern wir mit unseren Velos zum Gartenstück, in dem Elisabeth und ihr*e Kolleg*innen verschiedene Nutzpflanzen anbauen. «Unser Garten ist wahrscheinlich der wildeste auf dem Areal.»
Man sieht viel Grün und auch Unkraut bedeckt an gewissen Stellen den Boden. Mir sticht direkt eine riesige Rhabarberstaude ins Auge, die beim Eingang des Gartens wächst. Noch gibt es gewisse Abschnitte, die nicht bepflanzt sind. «Die Eisheiligen sind vorbei. Jetzt können wir alles einpflanzen, ohne Frost zu befürchten», sagt die 33-Jährige. Einige Pflanzen hätten sie auch erst neu von einem gemeinsamen Setzlingsaustausch mit den anderen UniGärten bekommen.
Die drei UniGärten
Der Verein UniGärten betreibt drei verschiedene Gärten. Einen im langen Loh, in dem auch Elisabeth gärtnert und zwei im Milchsuppenareal: den Garten Alfonso und den Garten Eins. «Alle Gärten haben ihren eigenen Charme. Der Garten Eins ist noch natürlicher angelegt als unserer. Gerade Beete sind dort Fehlanzeige. Vor einigen Jahren haben sie dort einen kleinen Teich gebaut. Der Garten Alfonso hat mehr Privatsphäre und Hopfen, mit dem sie in den letzten Jahren selbst Bier gebraut haben. Unser Garten hat die klarste Struktur, aber wir lieben es auch etwas wild. So wird die Biodiversität am meisten gefordert», sagt Elisabeth.
Schlussendlich müsse jede*r selbst entscheiden, welche Art von Garten einen am meisten ansprechen würde. Was allen Gärten gemein ist: Sie könnten noch einige zusätzliche Gärtner*innen gebrauchen: «In den meisten Gärten wären wir durchaus froh über etwas Nachwuchs, da wir doch gerne jung bleiben möchten und es eigentlich auch ein studentischer Verein ist. In unserem Garten jedoch haben die meisten bereits ihr Studium abgeschlossen». So auch Elisabeth, die Umweltwissenschaften studierte.
Das Gärtnern erlernen
Beim Rundgang durch den Garten erfahre ich viel neues über verschiedene Pflanzen und Techniken. Zum einen wäre da die Kapuzinerkresse: eine Pflanze, die Läuse anziehet. So werden dann anderen Pflanzen weniger befallen und Nützlinge wie Marienkäfer gefördert. Andererseits hat diese Kresse auch großartige Blüten, die beispielsweise in Salaten wunderbar zur Geltung kommen.
Ihre Böden haben die Gärtner*innen mit Stroh oder Gartenabfällen bedeckt, um Schnecken das Attackieren der Pflanzen schwerer zu machen und dem Unkraut das Licht zu nehmen. Ausserdem bleibt der Stickstoff so im Boden. Beispielsweise liegen die grossen Rhabarberblätter auf einem Feld, in dem Zucchetti und Physalis bald wachsen werden.
«Als ich im Garten angefangen habe, hatte ich keine Ahnung, wie man einen solchen bewirtschaftet. Durch das viele Austauschen mit meinen Gartenkolleg*innen habe ich viel gelernt und wurde über diese fünf Jahre zum Gartenprofi.» Natürlich gehöre auch etwas Neugierde zum Anbau. Deshalb werden immer wieder neue Pflanzen im Garten angepflanzt und Methoden ausprobiert, wie dieses Jahr beispielsweise ganz viele neue Tomatensorten und eine Kartoffeln-Anbaumethode im Stroh.
Diese «Tryouts» können aber auch zu unerwarteten Problemen führen: «Wir haben vor einigen Jahren Topinambur angebaut. Der hat sich fast explosiv verbreitet und wir versuchen seither jedes Jahr, die Pflanzen im Herbst vollkommen auszugraben, damit sie nicht erneut kommen. Wie du siehst: manchmal ohne Erfolg». Sie zeigt auf eine Pflanze im Tomatenhaus, die da eigentlich nicht hingehören würde. Doch wenn die Pflanzen trotzdem von allein kommen und nicht ganz im Weg stehen, lassen sie diese auch meistens stehen. «Die Blumen sind schlussendlich schön und Topinambur finde ich lecker.»
Vereinbarkeit und Freude am Gärtnern
Auf die Frage, ob ein solcher Garten, denn nicht sehr viel Arbeit geben würde, meint Elisabeth: «Das ist eben gerade der Vorteil an einem Gemeinschaftsgarten: Man muss nicht jeden Tag vorbeischauen und kann problemlos in die Ferien gehen, denn es gibt ja noch genügend andere, die sich darum kümmern.» Die UniGärtner*innen organisieren die Ferienvertretung über eine App.
Auch sei die Arbeit an sich für sie schon fast meditativ. Sie erzählt, dass sie es abends auch geniesse, etwas zu jäten oder die Pflanzen zu giessen. «Neben der Solo-Arbeit im Garten geniesse ich aber auch die Arbeit mit den anderen. Besonders wenn am Ende des Tages ein toller Grillplausch mit dem angebauten Gemüse als Z’nacht folgt.»
Falls deine Freude am Gärtnern oder das Interesse an der Mitarbeit in den Unigärten nun auch geweckt ist, kannst du dich ungeniert über die Website informieren und Verantwortliche der Gärten anschreiben. Sie freuen sich über neue Mitglieder.