Unterstützung einmal anders
Weisst du, was Nadine Masshardt, Nationalrätin, und Lena-Lisa Wüstendörfer, Dirigentin und musikalische Leiterin des Jungen Orchesters Basel, gemeinsam haben? Nein? Beide wurden von der Schweizerischen Studienstiftung unterstützt. Was das genau heisst, erzählten mir die beiden „Stiftlerinnen“ Raphaela Cueni (Uni Basel) und Andrea Rüegsegger (ETH Zürich).
Stiftung – dieser Begriff löst in meinem Kopf Assoziationen zu Geld und bezahlten Studiengebühren aus. Doch einen Besuch auf der Website der Schweizerischen Studienstiftung später lehnte ich mich ernüchtert in meinem Bürostuhl zurück. Weder habe ich die Noten einer Hochbegabten, noch die Zeit, neben dem Studium all diese Bedingungen zu erfüllen. Also alles Nerds, die da unterstützt werden?
Andrea Rüegsegger studiert an der ETH Zürich Architektur, Raphaela Cueni macht ihre Diss zum Thema Satire im juristischen Bereich an der Universität Basel, beide sind seit einigen Jahren „Stiftlerinnen“. Gespannt machte ich mich auf den Weg, sie zu treffen – und wurde mir einmal mehr bewusst, wie falsch man mit voreiligen Schlüssen liegen kann.
Wenn nicht Geld, was dann?
Die Schweizerische Studienstiftung wurde 1991 gegründet und fördert seit jeher leistungsstarke Studierende an Unis und Fachhochschulen. Dass dabei aber nicht finanzielle Unterstützung im Vordergrund steht, wurde während den Gesprächen schnell klar. Anreiz sei vor allem das studienergänzende Angebot an Seminaren und Vorträgen: Ob Grundlagen in Ethik, Politik oder Statistik, Sommerakademien oder sogenannte Intellectual Tools – alles Veranstaltungen, die längerfristig von Nutzen sind und sich schon nur angesichts der Kosten, die für ähnliche Kurse für Nicht-Stiftler anfallen, allemal auszahlen. Und doch, finanzielle Unterstützung bleibt keine Ausnahme: Dank des Austauschprogramms „Univers Suisse“ konnte Raphaela mit einem Binding-Stipendium der Studienstiftung ihren Master in Genf absolvieren.
Alles, was zählt
Die Begeisterung, die von Andrea und Raphaela auf mich überschwappte, überraschte mich. Mein erster Eindruck der Stiftung war ein anderer. Aber das ging nicht nur mir so: „Als ich von der ETH Zürich den Infobrief zur Schweizerischen Studienstiftung erhielt, warf ich diesen kurzerhand weg – die Sache machte einen zu elitären Eindruck. Erst nachdem mich ein Bekannter nochmals darauf aufmerksam machte, schaute ich mir die Stiftung genauer an – und dachte, dass ich ja eigentlich nur gewinnen kann“, so Andrea.
Nach erfolgreichem Einreichen der Bewerbungsunterlagen wird man zu einem eintägigen Auswahlseminar eingeladen. Persönliche Gespräche, Fragen zum Lebenslauf, Kurzvorträge und Gruppenarbeiten erwarten die Bewerber. Wichtig ist aber nicht, wie viel man weiss – sondern ob man fähig ist, Dinge zu hinterfragen, sich Gedanken zu (aktuellen) Geschehnissen zu machen und ob man über ein breites Interesse verfügt. Diejenigen, die unterstützt werden, bilden ein Kollektiv aus sehr verschiedenen, aber interessanten und offenen Persönlichkeiten. Andrea und Raphaela sind sich einig, dass schon die eine oder andere Freundschaft über die Schweizerische Studienstiftung entstanden ist. „Und schlussendlich macht sich die Studienstiftung sicherlich auch im CV gut“, so Raphaela.
Selbst ist der Studierende
Gymnasien und Hochschulen können einen zwar für die Schweizerische Studienstiftung empfehlen, man soll sich aber nicht scheuen, sich selber zu bewerben. Ganz nach dem Motto: Probieren geht über studieren – denn wenn Andrea sagt, dass man nur gewinnen kann, hat sie völlig recht. Ihr Tipp: Möglichst ohne Erwartungen und locker an das ganztägige Assessement gehen, denn es gibt kein richtig oder falsch. Die neu gewonnenen Denkanstösse, die Inputs in verschiedensten Bereichen sowie die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen, zahlen sich früher oder später aus. Und auch wenn die Bedingungen zuerst eher abschreckend tönen – man muss kein Übermensch sein, um „Stiftler“ zu werden.