CBD – Das Kraut, das mein Studium finanziert?

CBD verspricht den legalen Joint und löste im vergangenen Jahr einen kleinen Boom in der Schweiz aus. Psychologiestudent Markus Lauber fragt sich in seinem Gastbeitrag, was an der Alternative zu THC dran ist – und ob er sicht damit etwas dazu verdienen könnte.

In der Nähe meiner WG im Kleinbasel hat gerade ein neues Quartierlädeli aufgemacht. Alles Mögliche gibt’s dort, wie man es von einem Quartierlädeli ja auch erwartet. Neben Tiefkühlpizza und Toilettenpapier kann man sich dort aber auch legales Cannabis kaufen – so jedenfalls steht es auf dem Poster an der Scheibe. Nicht, dass das jetzt ausserordentlich spektakulär wäre. Keine 100 Meter weiter vorne findet man den CBD-Shop Basel an der Feldbergstrasse. 150 Meter in die andere Richtung ist der Coop. Ja, auch im Coop kann man Cannabis-Zigaretten kaufen, im Denner oder am Kiosk ebenfalls. Es gibt CBD-Kuriere, Hanf-Automaten und eine Cannabis-Bar in der Stadt. Die Nachfrage scheint so gross, dass immer mehr Verkaufsstellen und Angebote in der ganzen Schweiz auftauchen.

Nun aber mal der Reihe nach: Cannabis Sativa ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt, wird seit Jahrhunderten aber auch als Rausch- sowie Arzneimittel verwendet. Für die psychotrope Wirkung beim Konsum ist hauptsächlich das Δ9-tetrahydrocannabinol (Δ9-THC) verantwortlich. Der Konsum von Cannabidiol, kurz CBD, einem anderen Inhaltsstoff von Cannabis, hat hingegen keine psychoaktive Wirkung.

Nebenwirkungen oder Risiken sollen auch kaum auftreten. Trotzdem werden der Substanz viele andere, meist positive Eigenschaften zugeschrieben. Cannabis mit einem THC-Gehalt von unter einem Prozent ist in der Schweiz legal. Wohl auch deshalb wird nun vielerorts Cannabis gezüchtet und verkauft, das entsprechend reich an CBD und arm an THC ist.  Die geernteten Blüten, die üblicherweise beim Cannabis konsumiert oder weiterverwertet werden, unterscheiden sich in Aussehen und Geruch erstmal gar nicht vom «normalen» Cannabis.

Doch warum sollte man Gras kaufen, das nicht high macht?
Billig ist es nicht gerade, ein Gramm Blüten kosten so zwischen 6 und 15 Franken, je nach Sorte. Ob es nun das Ereignis ist, sich legal Cannabis zu besorgen oder ob sich die Leute wirklich eine Wirkung von CBD versprechen – beides trifft wohl zu. In den Medien wird oft von einem CBD-Boom gesprochen. Ein bisschen hat das vielleicht auch damit zu tun, dass im Ausland kein vergleichbares Angebot besteht.

Ein wissenschaftlicher Blick auf das Thema bringt Erstaunliches zutage: CBD soll gegen Epilepsie, gegen Schizophrenie, gegen angstbezogene Störungsbilder, gegen Übelkeit, bei Suchtkranken und in weiteren Bereichen eine therapeutische Wirksamkeit haben. Und das sagt nicht der Kiffer-Emil aus dem 15. Semester, das belegen wissenschaftliche Studien und Reviews aus den letzten Jahren.

Allerdings wird in allen veröffentlichten Publikationen darauf hingewiesen, dass die Forschung noch am Anfang steht und noch lange nicht alle Fragen beantwortet sind. Oftmals gibt es keine Daten zur Wirksamkeit bei chronischem Gebrauch. Auch ist nicht immer klar, wie das CBD dosiert werden soll oder in welcher Form es am besten eingenommen wird. Um sich tatsächlich als Medikament durchzusetzen, steht dem CBD also noch ein langer Weg bevor.

Aber auch die Frage nach den Gefahren kann wissenschaftlich beantwortet werden. In einem Review wird der Gebrauch als unproblematisch beschrieben und das beinhaltet chronischen Konsum und Dosen von bis zu 1500mg/Tag.

Doch wie nachhaltig ist der CBD-Boom?
Die Dienstleister scheinen ja ein gutes Geschäft zu wittern. Aber Trends kommen und gehen und es ist anzunehmen, dass viele Leute sich vor allem aus Neugier mal CBD im Lädeli oder am Automaten um die Ecke besorgen. Anders als bei früheren Trends ist, dass jeder theoretisch CBD-Cannabis anbauen und vertreiben kann. Ist das Kraut am Ende eine gute Möglichkeit für einen Nebenverdienst oder sogar um das Studium zu finanzieren? Studierende mit grünem Daumen sollen ja nicht all zu selten sein.

Ich habe auch schon einige Male CBD geraucht, ich mag die Wirkung, ob ich sie mir nun einbilde oder nicht. Ich glaube, es entspannt und mich überkommt ein leichtes Gefühl der Zufriedenheit. Aber eben: Das könnte auch ein Placeboeffekt sein. Weniger erquickt mich die Wirkung des Tabaks, für mich definitiv ein Grund nicht zu rauchen. CBD-Öl oder andere Produkte wären da eine Alternative. Werde ich mir in Zukunft regelmässig CBD-Produkte kaufen? Vielleicht schon.

Zurück zu meinem Gedankenexperiment: Kann ich mit dem Anbau von legalem Cannabis neben dem Studium Geld verdienen? Ich habe keinerlei Erfahrung in der Aufzucht von Cannabis, aber wie schwer kann das schon sein? Der Verkauf ist 100% legal und sollte einfach sein. Ich will es genau wissen und schreibe CBD-Shops in Basel, Zürich und Bern an, ob sie theoretisch CBD von Kleinproduzenten vertreiben würden. Nach ungefähr einer Stunde die erste Antwort: Welche Sorte ich hätte und ob ich eine Probe schicken könnte. Später am selben Tag eine weitere Antwort: Ein Online-Vertrieb bietet mir an, meine Ware zu verkaufen, wenn ich sie selbst verpacken und versteuern würde. Vor wenigen Jahren wäre so etwas noch undenkbar gewesen. Aber trotzdem, ich plane in der nächsten Zeit keine CBD-Plantage anzubauen, ist mir irgendwie dann doch zu umständlich.

Ob CBD jetzt ein Heilmittel ist, ein harmloses Kraut zum gemütlichen Paffen oder ob doch noch Kehrseiten davon auftauchen – wir werden es sehen. Trotzdem darf nicht vergessen werden, wer wegen CBD mehr «normales» Cannabis oder mehr Tabak konsumiert, tut sich selbst keinen Gefallen.

 

1 Kommentar

  1. Wagner
    So, 2. September 2018 / 12:18 Uhr

    Nachdem ich irgendwo gelesen habe, wie man CBD Stecklinge anbaut, werde auch ich es mal versuchen. Vom Ergebnis , sprich möglicher Ernte als auch Auswirkungen lasse ich mich gerne überraschen und werde selbstverständlich berichten

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