Chicago war nie eine Stadt, die auf irgendeiner Reiseliste von mir stand. Nach meinem Abitur habe ich dort aber ein Auslandsjahr verbracht. Schnell habe ich mich in die Stadt verliebt und festgestellt, dass der Big Apple niemals schläft, es aber die Windy City ist, von der ich träume. Für New Yorker ist Chicago die ewige Zweite, für mich nicht. Neben den bekannt miserablen New Yorker Autofahrern gibt es viele Gründe, warum Chicago das bessere New York ist.
1) Freundlichkeit
Es ist kein Geheimnis, dass New Yorker nicht die freundlichsten Amerikaner sind. Die Grundstimmung im Big Apple ist angespannt. An der prestigeträchtigen Ostküste zählen Macht und Geld und das merkt man – leider.
Willkommen im Mittleren Westen, willkommen in Chicago. Hier vergeht kein Tag, ohne mit einem Fremden ins Gespräch zu kommen. Egal ob im Einkaufsgeschäft oder beim Burger Essen. Die Menschen sind offen und interessiert an dir. Sie sind auffallend viel glücklicher und zufriedener.
2) Pizza
Sowohl Chicago als auch New York City sind bekannt für ihre Pizza. Zwischen diesen liegen aber Welten. Die „New York Style“ Pizza ist nicht mehr als eine schlechte italienische Traditionspizza. In Chicago legt man Wert auf Erfindergeist. Hier gibt es die „Deep-Dish Pizza“. Sie ist wie ein grosser Kuchen, bei der man den Käse unter der Tomatensauce findet. Sehr gute Pizza gibt es übrigens bei Piero’s.
3) Touristen
New York ist das Traumreiseziel rund um den Globus. Dies hat zur Folge, dass man sich schnell wie in einer Ameisenkolonie fühlt. Spätestens am Times Square wünscht man sich zurück ins heimische Wohnzimmer. Schlimmer ist eigentlich nur Venedig im August.
In der Windy City gelten die Touristen noch nicht als Parasiten, sondern man freut sich über sie. Die Stadt am Ufer des Lake Michigan hat so viel zu bieten, das möchte man gerne mit der Welt teilen. Fragt man hier nach dem Weg, bekommt man eine freundliche Antwort, denn dein Gegenüber ist nicht auf dem Weg zur Wall Street, um die Welt zu retten.
4) Basketball
Besonders in den neunziger Jahren war die Rivalität zwischen den Teams der beiden Städte gross. Die Statistiken sprechen deutlich für die Bulls. Aber nicht nur auf sportlicher Ebene hat das Team aus Chicago die Nase vorne. Ein Zeichen für gelungenes Branding sind abertausend junge Menschen, die mit Bulls-Caps über diesen Planeten laufen und vermutlich nicht einmal wissen, dass es sich dabei um ein Basketball-Team handelt. Das Besuchen eines Spiels der Bulls im United Center lohnt sich auf jeden Fall!
5) Skyline
Vielen ist sicher unbekannt, dass das erste Hochhaus der Welt in Chicago erbaut wurde. Vom ersten Hochhaus war es dann nicht mehr weit zu einer Skyline, die der in New York das Wasser reichen kann. Beliebt ist der Blick auf die Stadt von Millennium Park und dem Navy Pier. Die beste Sicht hat man aber vom Südende des Lincoln Parks.
6) Wasser
Der Hudson River ist toll! Wir wissen alle, dass adrauf sogar Flugzeugen Notlandungen glücken. Freiwillig baden geht darin aber keiner.
Chicago auf der anderen Seite liegt an einem See, dessen Grösse etwa eineinhalb Mal der Schweiz entspricht. Steht man an der Küste des Lake Michigans, hat man das Gefühl am Meer zu sein. Er verleiht der Stadt ein ganz besonderes Flair. Im Sommer lohnt sich ein Besuch des North Avenue Beach. Dort verwandelt sich ein ganzer Strandabschnitt in eine Partymeile.
7) Manhattan vs. Chicago
Ein Tagestrip in die Bronx? Natürlich! Gefolgt von einem Flug zum Mond. Sind wir ehrlich, für Touristen gibt es nur Manhattan. Sogar echte New Yorker verdrängen, dass es andere Stadtteile gibt. Brooklyn hat Glück, dass man gerade auf Hipster steht. Willkommen im einundzwanzigsten Jahrhundert.
In Chicago sieht das anders aus. Egal in welcher Himmelsrichtung – alles Chicago.
8) Sauberkeit
Der allerwichtigste Punkt ist aber die Sauberkeit. Klettern die Temperaturen über die Zweiundzwanzig-Grad-Marke ist der Gestank im Big Apple kaum mehr erträglich – Rotten Apple?! Auf Gehwegen stapeln sich meterhohe Müllberge. Eines ist sicher: das Tragen von Sandalen sollte man in NYC bestmöglich vermeiden. Man möchte sich nicht ausmalen, was beim Hautkontakt mit einer dieser orangenen Pfützen passiert…
In Chicago ist die Sauberkeit auf Strassen auffällig. Temperaturen über dreissig Grad sind im Sommer keine Seltenheit. Trotzdem bleibt man meist vom „Eau-de-Kanalisation“ verschont. Auch auf Gehwegen muss man keine Angst haben versehentlich in einen Müllhaufen zu fallen. Das liegt an kleinen Wegen, die hier die Häuserblocks unterteilen. Dort werden grosse Müllcontainer aufbewahrt.
New York ist bunt und laut, aber Chicago kann das auch. Auf eine geordnetere Art und Weise, ohne die schlechten Autofahrer und die vielen Touristen.