Kann der Kölner Karneval mit der Basler Fasnacht mithalten? Ein Erlebnisbericht

Aufgewachsen bin ich mit dem Begriff Fasching. Fasnacht oder Karneval waren mir lange fremd. Und überhaupt, ist das nicht alles das Gleiche? Diese Frage löst sowohl bei aktiven Fasnächtlern als auch bei Karnevalprofis grosse Empörung aus. In Basel ist steht sowieso fest: Die Basler Fasnacht ist die Beste. Aber wo liegt eigentlich der Unterschied zum deutschen Pendant, dem Karneval im Rheinland? Dieses Jahr stürzte ich mich ins Getümmel in Köln und Region, um es selber herauszufinden.

Was in der Schweiz in Sachen Fasnacht Basel ist, ist in Deutschland Köln für den Karneval. Es ist die Hauptstadt des Karnevals, welcher die gesamte Region für fünf Tage völlig ausser Rand und Band geraten lässt. Hier werden die «drey scheenste Dääg» gleich zur «fünften Jahreszeit».

Die wichtigste Zeit beginnt mit der Weiberfastnacht, oder im lokalen Dialekt Wieverfastelovend genannt. Ursprünglich der einzige Tag im Jahr, an dem die Frauen mal das Zepter in die Hand nehmen durften. Bis heute ist der Brauch geblieben, dass Männern, die am Donnerstag eine Krawatte tragen, selbige abgeschnitten werden darf. Entlohnt werden sie dafür mit einem Bützje, dem Pendant zum Müntschi. Wahrscheinlich aus Angst vor kreischenden Frauenmengen mit Scheren in den Händen, tragen jedoch die wenigsten eine Krawatte.

«Schalalalala!»

Der Donnerstag ist auch der Auftakt einer fünftägigen Nonstop-Party. Überall in der Stadt trifft man auf feierfreudige Menschen. Jedes Restaurant, jede Bar hat ihre Tische etwas zur Seite gestellt und Karnevalsmusik aufgelegt. Die Hits der Saison kann man schnell mitsingen und sich somit unerkannt unter die «echten» Karnevalsjecken mischen. Als Jeck kann sich jeder bezeichnen, der Karneval feiert.

Die Lieder sind grösstenteils stark lokalpatriotisch und Refrains wie «Schalalalala! Ich bin aus der Stadt mit K.» bleiben im Kopf. Gefällt einem eine Bar nicht, ist das kein Problem. Zwei Türen weiter ist bestimmt die nächste, voll mit schunkelnden Jecken. Ein echter Jeck ist übrigens selbstverständlich verkleidet! Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Die Hitliste führten dieses Jahr nach meiner Beobachtung Mönche und Bienen an.

«Kölle alaaf!»

Wie in Basel auch, finden an mehreren Tagen Umzüge statt. Der bekannteste Umzug ist wohl der Kölner Rosenmontagsumzug mit 8km Länge und 12.000 Teilnehmern. Hier unterscheidet sich der Karneval von der Fasnacht nicht nur durch die Verkleidungen der Teilnehmenden – Larven sucht man vergeblich – sondern auch durch die Menge an geschmissener Kamelle, also Süssigkeiten. Wer will, kann mit riesigen Säcken voller Gummibärchen und Schokolade nach Hause gehen.

Wer Glück hat, ergattert sogar ein paar Strüssjer, also Blumensträusse. Jeder neue Wagen wird mit einem dreimaligen «Kölle alaaf!» begrüsst. Dies hat bei vielen Zuschauern im Laufe der Zeit einen markanten Stimmverlust zur Folge, auch wenn man ständig lautstark «Kamelle!» verlangt und engagiert mitsingt.

Am Dienstag nimmt das bunte Treiben dann langsam ein Ende, bevor am Mittwoch die Fastenzeit beginnt. In der Stadt werden Strohpuppen, genannt Nubbel, verbrannt. Über diese kann man springen und alle Sünden, der vergangenen Tage werden einem vergeben. Ich bin mir sicher, für einige Jecken langt da kein einmaliges Springen. Ein ungeschriebenes Gesetz lautet schliesslich: «Frag niemals deine Frau, was an Karneval passiert ist.» Karneval ist eben Ausnahmezustand.

Eines ist nach meinem Besuch klar: die spinnen, die Rheinländer. Aber auf so eine sympathische Art, das man gerne mitmacht.

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