Seit 15 Jahren findet das jährliche Engelberg-Seminar im Engelberger Kloster statt. Dort treffen sich Studierende der juristischen Fakultät Basel und der theologischen Fakultäten Basel und Luzern, um die Schnittpunkte von Religion, Recht und Gesellschaft zu erschliessen.
Bei der Diskussion, ob nun die katholische Landeskirche oder die Vatikanskirche als «richtiger Katholik» anzuerkennen sei, kam ich mir als Konfessionsloser wie ein Protagonist des Films «Alien vs. Predator» vor. Zwei ausserirdische bzw. überirdische Entitäten liefern sich ein Duell, dem ich als Aussenstehender ebenfalls ausgeliefert bin. Der bedeutende Unterschiede dabei ist wohl, dass ich weder traumatisiert wurde noch meine Freunde starben, sondern spannende Einblicke in die gesellschaftliche Dynamik des Kirchenrechts erhielt!
So wie es jedes Jahr der Fall ist, konnten die Themen bei diesem Seminar nicht breiter gefächert sein. Diese reichten von Religionspluralität zu medizinischen Zwangsuntersuchungen bis hin zum Beamtenrecht. Alle Vorträge hatten aber den gemeinsamen Nenner, dass sie das Wesen gesellschaftlicher Verhaltensnormen hinterfragen. Nach dem Seminar fühlte ich mich im positiven Sinne eher philosophisch als juristisch in meiner Bildung erweitert.
Dabei wäre Engelberg auch ohne Seminar besuchenswert. Die helvetische Bergkulisse, die interessanten Klosterführungen und der erste Winterschnee schenkten dem Blockseminar-Wochenende ein Hauch Feriengefühl. Mit der gesunden Ernährung aus der Klosterküche und der Bergluft war es die perfekte Rehabilitationsklinik nach dem Abgabestress der Seminararbeit. Auch das eine oder andere Glas Bier oder Wein mit den Professoren und den anderen Studenten kam nicht zu kurz. Bis in die Nacht wurde angeregt – auch wenn inzwischen weniger formell – diskutiert.
Wer Jus oder Theologie in Basel studiert, empfehle ich dieses Seminar unbedingt! Es ist eine schöne Abwechslung zum ewigen Vorlesungssaal und eine wahre Bereicherung. Die Plätze werden im Laufe des nächsten Seminars freigegeben.