Vor gut vier Jahren, damals noch exklusiv für deutsche Studierende und unter anderem Namen, startete Charly.education seinen Erfolgszug. Die Idee war einfach und genial: finanzkräftige Werbepartner stellen Studierenden ein gewisses Kontingent an Freidrucken zu Verfügung. Der damalige Slogan: «Wir drucken. Du chillst.» Das funktionierte so gut, dass das Unternehmen seither stetig expandieren konnte. Im Interview verrät Mitgründer Cecil von Croÿ, was Charly.education genau ist, wie alles anfing und wie es zukünftig weitergehen soll.
Was ist Charly.education?
Charly.education ist eine Lernplattform für Studierende, Schülerinnen und Schüler, die deren Lernprozess vereinfachen und verbessern soll. Nutzer können bei Charly.education ihre Lernunterlagen hochladen und sie dann bearbeiten. Dokumente können markiert werden, Notizen bei unbekannten Wörtern hinzugefügt und bereits bekannte Seiten ausgeblendet werden. Ausserdem können aus den Dokumenten heraus Karteikarten erstellt werden. Mit unseren intelligenten Lernspielen können sie im Anschluss online oder per synchronisierter App gelernt werden. Aber auch unser Druckservice bietet sich für unsere Nutzer an: Wer lieber offline lernt, kann seine bearbeiteten Dokumente über uns drucken lassen und bekommt sie innerhalb von 72 Stunden in Farbe und gebunden zu sich nach Hause geliefert. Unser Vorteil liegt also darin, dass wir eine 360-Grad-Sicht des Lernens anbieten. Die User können sowohl online als auch unterwegs per App oder mit dem ausgedruckten Skript lernen.
Wie funktioniert charly.education?
Super einfach. Mit einer E-Mail-Adresse oder über Social-Login einen Account erstellen, persönliches Profil einrichten und schon steht dir ein persönlicher virtueller Schreibtisch zur Verfügung. Hier werden dann alle Dokumente und Karteikarten abgelegt. Wir arbeiten gerade daran, auch einen Austausch mit Freunden für das Teilen oder das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten zu ermöglichen.
Was umfasst das Angebot von charly.education?
Kernstück unseres Services ist mittlerweile unsere Lernplattform mit dem integrierten Druckservice. Aktuell liegt unser Fokus auf dem Ausbau unserer Apps und der Möglichkeit, sich mit anderen Mitgliedern auszutauschen. Zusätzlich bieten wir aber noch weitere Programme für Studierende: aktuell zum Beispiel ein Stipendium über 1200 Euro, für das sich alle Studierenden bis zum 01.08. bewerben können. Alle Informationen gibt es auf dieser Seite.
Ich habe die Geschichte von Charly.education von Anfang an verfolgt. Damals hiess die Plattform noch printpeter (später pluspeter) und ich konnte sie mit meiner Basler Uni-Mail-Adresse noch gar nicht nutzen. Ein Freund aus Freiburg hatte mich damals darauf aufmerksam gemacht. Wie kam es zu den Namensänderungen und zur Expansion über die deutschen Grenzen hinaus?
Als wir mit PrintPeter gestartet sind, mussten wir erst einmal aufzeigen, dass das Geschäftsmodell der werbefinanzierten Skripte funktioniert, weil kein Investor so richtig an die Idee geglaubt hat. Ohne grosses Marketingbudget hat sich dann aber der Service so rasant über alle Unis verbreitet, dass wir eineinhalb Jahre später schon über 200.000 Studierende als Kunden hatten. Als wir merkten, dass das Geschäftsmodell funktioniert, haben wir mit unserer Scan-App die Brücke zwischen Online- und Offline-Lernen geschlagen, daher auch das “Plus” in PlusPeter.
Wir sahen jedoch auch, dass Online-Lernen die Zukunft sein wird. Schaut man zum Beispiel nach Skandinavien, ist dort digitaler Unterricht schon deutlich weiterentwickelt als in Deutschland. Deswegen haben wir dann angefangen, intensiv an unserer Lernplattform zu arbeiten, die im Mai 2020 live ging. Zur erneuten Namensänderung kam es auch wegen eines tragischen Unfalls, bei dem unserer Mitgründer Charly ums Leben kam. Auch zu seinem Gedenken erfolgte dann die Umbenennung in charly.education.
Welche Philosophie verfolgt Charly.education, zum Beispiel in Bezug auf Nachhaltigkeit, aber auch in Bezug auf Werbepartner oder die angebotenen Serviceleistungen?
Wir arbeiten mit einer grossen Druckerei zusammen, die ihre Abläufe auf unsere Bedürfnisse optimiert hat, um möglichst ressourcenschonend zu produzieren. Mit unserem starken Fokus auf die Lernplattform und den Ausbau unserer App denken wir aber, dass langfristig immer weniger gedruckt wird. Hierfür müssen jedoch noch einige alte Lernmuster aufgebrochen werden. Mit cCharly.education versuchen wir, diesen Prozess so spielerisch und spannend wie möglich zu gestalten.
Unser Grundsatz ist, dass die Werbung in den Skripten zu den Studierenden passen muss und ihnen auch einen Mehrwert bieten soll. Hierfür arbeiten wir mit den grössten Unternehmen Deutschlands als Werbepartner zusammen. Werbepartner, die nicht unseren Werten entsprechen oder nicht zu unserer Zielgruppe passen, lehnen wir ab. Da wir keine Self-Service-Buchungsplattform für Anzeigen nutzen, sondern jede Anzeige immer in einem persönlichen Austausch mit unserem Team entsteht, können wir sämtliches Material im Vorfeld begutachten.
Auf eurem Blog habe ich gelesen, dass ihr Tipps für Couch-Nebenjobs zusammengestellt habt, welche auch in Pandemiezeiten ein finanzielles Standbein bieten können. Wie habt ihr die Quarantäne-Massnahmen erlebt?
Anfangs war die Corona-Krise natürlich auch für uns eine enorme Umstellung, da wir uns im Homeoffice koordinieren mussten. Insgesamt hat die Krise aber tatsächlich einen positiven Effekt auf unser Unternehmen gehabt, weil sie das Online-Lernen in deutschsprachigen Universitäten innerhalb kürzester Zeit vorangebracht hat. Zu Beginn des Jahres wäre es noch undenkbar gewesen, dass Vorlesungen und Unterricht ausschliesslich digital stattfinden. Jetzt ist die Bereitschaft nicht nur bei Studierenden, sondern auch bei Entscheidern in der Uni vorhanden, was uns entgegenkommt. Diese Veränderung sehen wir auch in unseren Nutzerzahlen, die seit Beginn der Krise deutlich gestiegen sind.
Wie gehts es in den nächsten Monaten/Jahren weiter?
Auf Charly.education sollen Lernende aller Altersstufen die für sie perfekte Art des Lernens finden. Wir helfen ihnen, Inhalte schneller zu verstehen, mithilfe von KI für Klausuren relevante Inhalte zu ermitteln und mit passenden Lerngruppen und anderen Nutzern in den Austausch zu gehen. Gleichzeitig findet eine noch bessere Verknüpfung mit Unternehmen statt, indem wir zum Beispiel Bewerber mit dem für sie passenden Unternehmen matchen. Wir werden weiter an unserer Vision arbeiten. Wir wollen, dass sich die Lernplattform in Europa und weltweit etabliert. Darüber hinaus werden wir weitere Zielgruppen ausserhalb des universitären Umfelds ansprechen.
Wenn du jetzt neugierig geworden bist, dann möchte ich dir ans Herz legen, Charly.education einmal auszuprobieren. Für mich ist es mittlerweile zur Gewohnheit geworden, ein Skript über die Plattform zu bearbeiten und direkt aus dem Skript die passenden Karteikarten zu erstellen. Was mir dabei besonders gefällt, ist die Screenshot-Funktion. Sie ermöglicht es mir, einzelne Bereiche aus dem Skript mit einem Rahmen zu erfassen und direkt auf die Karteikarten zu übertragen. Dabei ist komfortabel, dass ich die Karteikarten parallel auch auf der Handy-App bearbeiten und lernen kann. Die Karteikartenfunktion folgt dem «Spaced Repetition»-Prinzip: Die Kärtchen werden nach Schwierigkeit gewichtet und entsprechend häufiger oder seltener wiederholt.
Da ich einen deutschen Wohnsitz habe, profitiere ich ausserdem von dem werbefinanzierten Druckservice. Das ist besonders dann schön, wenn ich zu einer Open-Book-Prüfung mit einem gebundenen und in Farbe gedruckten Skript erscheinen kann, ohne dafür horrende Druckkosten stemmen zu müssen. Wenn du also in Basel studiert und ebenfalls einen deutschen Wohnsitz hast (theoretisch würde auch der Wohnsitz eines Bekannten ausreichen), profitierst du nochmal zusätzlich vom Angebot der Plattform.
Eine Sammlung weiterer nützlicher Apps zur Organisation deines Studiums findest du in diesem Artikel von Andjelka. Falls du noch den einen oder anderen nützlichen App-Tipp auf Lager hast, dann teile diesen gerne mit uns in den Kommentaren.