Nitin Khanna arbeitete nach seinem Master-Abschluss an der Universität Basel in Epidemiologie zuerst als Datenanalyst in einem Genfer Start-up. Vor zwei Monaten ist er nach Basel zurückgekehrt, um im medizinischen Bereich von Roche zu arbeiten. Was auf seinem Weg vom Studium zu dieser Stelle wegweisend war und welche Ratschläge er für Studierende hat, berichtet er im Interview:
Nitin, du arbeitest als Programmleiter für Patientenzugang bei Roche. Kannst du deine Tätigkeit näher beschreiben?
Ich arbeite in einer medizinisch-naturwissenschaftlichen Abteilung von Roche, die darum bemüht ist, einer Vielzahl an Patientinnen und Patienten, für deren Erkrankungen es auf dem Markt kein passendes oder wirksames Medikament gibt, die Möglichkeit zu geben, Medikamente zu erhalten, welche noch im Zulassungsprozess sind.
Natürlich gibt es für diesen Prozess einen Kriterienkatalog – beispielsweise sind Patientinnen und Patienten, die aufgrund individueller Fallentscheide ein nicht-zugelassenes Medikament erhalten haben, nicht für klinische Studien mit eben diesem Medikament zugelassen. Die meisten Pharmaunternehmen bieten innerhalb ihrer humanitären Aktivitäten Programme wie dieses an. In der Deklaration von Helsinki, einer Deklaration des Weltärztebundes zu Ethischen Grundsätzen für die medizinische Forschung, wird übrigens explizit darauf hingewiesen.
Hast du dir während des Studiums Sorgen um den Berufseinstieg gemacht?
Eigentlich nicht – meiner Erfahrung nach gibt es in diesem Bereich eine grosses Angebot spannender Jobs in den unterschiedlichsten Feldern. Mein erster Job nach dem Studium war eine Stelle als Datenanalyst in einem Genfer Start-up. Ich hatte mich parallel für ein Doktoratsstudium im Bereich der Krebsforschung beworben und wurde akzeptiert, habe das allerdings frühzeitig abgebrochen und glücklicherweise direkt eine Mutterschaftsvertretung in einem multinationalen Pharmaunternehmen bekommen. Erst anschliessend kam ich zurück nach Basel, um für Roche zu arbeiten.
Inwiefern hat dich dein Studium auf deine Tätigkeit in der Pharmabranche vorbereitet?
Ich habe nie geplant, in diesem Bereich zu arbeiten. Das hat sich tatsächlich während des Studiums aufgrund des Angebots der Lehrveranstaltungen so ergeben. Wegweisend für meine Tätigkeit bei einem Pharma-Unternehmen war ein Wahlfach im Bereich Pharmaentwicklung, welches ich während des Masters gewählt habe. Am Ende dieser Lehrveranstaltung konnten die Studierenden ein ICH-/GCP-Zertifikat erwerben – dieses Zertifikat hat mir den Weg in die Pharmabranche geebnet.
Ausserdem gab es während des Studiums die Möglichkeit, einen sechsmonatigen Auslandsaufenthalt zu absolvieren. Ich habe damals in Ghana eine klinischen Studie im Bereich der Malariaforschung koordiniert und ein Team aus sieben Mitarbeitenden trainiert. Diese Erfahrung hat zwar nicht zu meinem jetzigen Job geführt, mir aber wertvolle Einblicke in klinische Forschungen und praxisnahe Erfahrungen ermöglicht.
Welche persönlichen Fähigkeiten muss man für deinen Job mitbringen?
In erster Linie muss man die Patientinnen und Patienten im Fokus haben. Man muss sich bewusst machen, dass für Patientinnen und Patienten im palliativen Status jeder Tag zählt – und über deren Überleben entscheiden kann.
Aus einer technischen Perspektive bedarf es der aussergewöhnlichen Berücksichtigung medizinischer Details, einem tiefgreifenden Verständnis der Rahmenbedingungen sowie Wissen bezüglich der Zulassung und Kommerzialisierung von Medikamenten. Darüber hinaus sollte man ein breites Wissen im Bereich der Pharmakologie aufweisen, da wir letztendlich im selben Rahmen und mit denselben Regulierungen wie bei klinischen Studien arbeiten.
Welche Tipps würdest du Studierenden geben, die Epidemiologie studieren oder anstreben, um in der Pharmabranche Fuss zu fassen?
Ganz ehrlich: Wie die meisten Studierenden habe ich die meistern Veranstaltungen nach dem Arbeitsaufwand ausgewählt. Das würde ich rückblickend nicht mehr machen. Ich empfehle Studierenden, Veranstaltungen zu wählen, bei denen sie Zertifikate, wie zum Beispiel das vorher erwähnte ICH-Zertifikat erwerben können. Ausserdem würde ich Studierenden raten, direkt zu Beginn des Masterstudiengangs zu entscheiden, in welche Richtung sie gehen wollen. Man sollte sich meiner Meinung nach entweder auf Biostatistik/Medizinische Statistik oder auf die rein naturwissenschaftlichen Felder fokussieren, um bestmöglich auf den Arbeitsmarkt vorbereitet zu sein. In anderen Worten: Spezialisiert euch – und zwar auf einen Bereich, der euch einerseits wirklich interessiert und der auch auf dem Arbeitsmarkt andererseits gefragt ist.
Mehr über den Master in Epidemiologie erfahrt ihr hier.