… besser als sein Buch.
Studierende können jetzt besonders gute Dozierende für einen Award nominieren. Es ist das allererste Mal, dass Studentinnen und Studenten Mitsprache haben. Eine gute Gelegenheit zu überlegen, was einen guten Dozenten überhaupt ausmacht.
Eine häufig diskutierte Frage ist zum Beispiel, wie unbeholfen sich eine akademische Autoritätsperson anstellen darf, ohne dass gleich die Glaubwürdigkeit darunter leidet. Muss ein guter Dozent fähig sein, den Beamer ganz alleine zum Laufe zu bringen, ohne Unterstützung durch den technischen Hausdienst? Ist die Professorin eine schlechte Dozentin, wenn sie das Mikrofon nicht einschalten kann und nach all den Jahren immer noch Hilfe braucht, um die Rollläden in den grossen Hörsälen zu verstellen?
Es gibt eine ganz praktische Faustregel, um solche Fragen zu beantworten. Sie besagt, dass ein Dozent dann gut ist, wenn er besser ist als sein Buch. Das meiste, was man in Vorlesungen hört, könnte man ja auch nachlesen. Das Buch hat den Vorteil, dass es nicht nuschelt, sich nicht verzettelt und dass man das Lesetempo selber wählen kann. Dafür kann der Mensch auch die aktuellsten Erkenntnisse einbringen, Fragen beantworten und die Studierenden motivieren.
Ich hatte zum Beispiel einmal eine Vorlesung bei einer netten Dozentin, die wirklich enorm viel über Geschichte weiss. Ihre Bücher sind aber auch ziemlich gut und inhaltlich in etwa deckungsgleich mit den Vorlesungen. Nur kann ich die Bücher lesen, wo ich will und wann ich will, zum Beispiel draussen im Schatten und ich kann sogar Seiten herauskopieren. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich die Bücher vermutlich vorziehen. Ich denke, das ist kein gutes Zeichen.
Anders ist das bei einem Professor der Literaturwissenschaft. Für die Themen, über die er referiert, habe ich eigentlich wenig übrig, aber seine Begeisterung für das eigene Fach ist ansteckend. Bei ihm brennt so ein inneres Feuer. Ausserdem kann er auf eine riesige Fülle von Beispielen und Anekdoten zurückgreifen, um den Studierenden spontan auf die Sprünge zu helfen. Ich setze mich lieber in seine Vorlesung, als einfach nur das Skript zu lesen, sogar am Freitagnachmittag. Dass er mit der Technik nicht immer ganz klar kommt, ändert daran auch nichts. Definitiv ein guter Dozent. Oder wie seht ihr das?